Der stellvertretende US-Außenminister Kurt Campbell äußerte Bedenken darüber, dass Israel keinen entscheidenden Sieg gegen die Hamas im Gazastreifen erzielen kann. Die Kämpfe zwischen den Israelischen Verteidigungsstreitkräften (IDF) und der militantschen Gruppe aus Palästina dauern nun schon acht Monate an, wobei Israel weiterhin an seinem Ziel festhält, die Hamas zu eliminieren.
“Wir sind uns uneinig über die Definition eines Sieges. Die israelischen Führer sprechen von einem vollständigen militärischen Triumph, einem absoluten Sieg“, erklärte Campbell während des NATO-Jugendgipfels in Miami, Florida, am Montag. “Wir halten das nicht für wahrscheinlich oder machbar“, fügte er hinzu.
Campbell erwähnte auch die “unleugbaren Spannungen” zwischen Washington und Jerusalem, hervorgerufen durch Israels fortgesetzte Offensive gegen Rafah im südlichsten Teil des Gazastreifens, wo sich viele Flüchtlinge nach Evakuierungsanordnungen der israelischen Armee angesammelt haben.
US-Präsident Joe Biden betrachtet die Militäroperation kritisch, besonders hinsichtlich der Zunahme ziviler Opfer und der steigenden Flüchtlingszahlen. “Der Präsident findet das äußerst besorgniserregend“, betonte Campbell.
Die Skepsis Campbells spiegelt sich auch in den Äußerungen des US-Außenministers Antony Blinken wieder, der bezweifelt, dass eine vollständige Neutralisierung der Hamas durch Israel möglich ist. Blinken warnte, dass selbst bei einer vollständigen Kontrolle über die palästinensische Enklave durch Israel, diese nach dem Rückzug der IDF möglicherweise schnell wieder von Militanten übernommen werden könnte.
Trotz internationaler Aufrufe zu einem Waffenstillstand beharren der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu und sein Kriegskabinett auf einer Fortsetzung der Operationen, um die Bedrohung durch die Hamas dauerhaft zu beseitigen. “Wir werden unsere Ziele erreichen – wir werden die Hamas und die Hisbollah treffen und für Sicherheit sorgen“, erklärte der israelische Verteidigungsminister Joaw Galant, während die IDF ihre Offensive in Rafah trotz UN-Warnungen vor einem möglichen “Gemetzel” an Zivilisten fortsetzten.
Die IDF weist Beschuldigungen, wahllos auf Zivilisten zu zielen, zurück und gibt an, dass etwa 300.000 Palästinenser aus Rafah in eine extra eingerichtete “humanitäre Zone” im südlichen Gazastreifen gebracht wurden.
Lokale Quellen melden, dass seit Beginn der israelischen Bombardements und der Bodenoffensive über 35.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet wurden. Ausgelöst wurden die jüngsten Gefechte durch einen überraschenden Angriff der Hamas am 7. Oktober, bei dem etwa 1.200 Menschen starben und mehr als 200 als Geiseln genommen wurden, von denen einige später im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freikamen.
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