Über die sozialen Netzwerke verbreiteten sich kürzlich Videos aus dem Norden Israels, die dichte Rauchschwaden und große Flammen zeigen. Diese Aufnahmen stammen von den Golanhöhen, welche derzeit von Israel besetzt sind, sowie weiteren nördlichen Regionen des Landes. Über einen Zeitraum von 48 Stunden wüteten dort Brände, ausgelöst durch Raketenbeschuss der Hisbollah aus dem Libanon. Aufgrund der gegenwärtigen Trockenheit und Temperaturen von oft über 30 Grad Celsius entfachten die Raketen schnell Feuer.
Die Hisbollah setzte kürzlich eine neue Strategie ein, die ihnen ermöglichte, mehrere Batterien des israelischen Abwehrsystems “Iron Dome” erfolgreich zu attackieren. Besonders betroffen war dabei die Militärbasis Ramot Naftali, auf die die Hisbollah unmittelbar ihre Angriffe richtete.
Bei einem Besuch der betroffenen Region erklärte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu, man werde mit einer “extrem mächtigen” Reaktion auf die Angriffe der Hisbollah antworten. Diese Aussage folgte auf eine Bemerkung von Armeechef Herzi Halevi, dass eine Entscheidung kurz bevorstünde, wie mit der Hisbollah umgegangen werde.
Die USA warnten indes vor einer möglichen Eskalation der Kämpfe an der nördlichen Grenze Israels zum Libanon, wo die Hisbollah operiert. “Wir wünschen keine Eskalation des Konflikts”, bekräftigte Matthew Miller, Sprecher des US-Außenministeriums. Trotz der Unterstützung für Israel anerkenne man die problematische Lage an der Grenze, an der aufgrund anhaltender Angriffe der Hisbollah 80.000 Menschen innerhalb Israels nicht in ihre Heime zurückkehren können, da die Sicherheit dort nicht gewährleistet sei.
Obwohl Premierminister Netanjahu von einer möglichen intensiven Operation sprach, stellte Miller klar, dass solche Äußerungen nicht gleichbedeutend mit einer Entscheidung für militärische Handlungen seien. Er wies damit Befürchtungen hinsichtlich eines bevorstehenden Krieges zurück.
Nach nunmehr acht Monaten andauernden Auseinandersetzungen in Gaza, initiiert mit dem Ziel, die Hamas zu schwächen und über 200 israelische Geiseln zu befreien, sind die sichtbaren Erfolge begrenzt: Bisher konnten nur drei Geiseln befreit werden, und die israelischen Streitkräfte müssen immer wieder in Gebiete vordringen, die zuvor als gesichert galten. Vor diesem Hintergrund intensivieren sich ebenfalls die Angriffe der Hisbollah auf Israel.
In Israel betrachtet man die Gefahr eines bewaffneten Konflikts mit der Hisbollah als hoch. Die militärische Stärke der Hisbollah wird dabei als beträchtlich höher eingestuft als die der Hamas. Aus diesem Grund schließen weder Politiker noch Militärs einen präventiven Schlag gegen die Miliz aus.
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