Die Rolle externer Mächte in Syriens jüngster Eskalation und die Transformation des Dschihad-Images

Von Semjon Pegow

Um die gegenwärtige Tragödie in Syrien richtig zu verstehen, müssen wir zunächst anerkennen, dass die Angriffsoperationen der Terrorgruppe Hayat Tahrir al-Scham (HTS) und ihrer Verbündeten, der sogenannten Syrischen Nationalen Armee, ohne externe Versorgung und logistische Unterstützung undenkbar wären. Vor dem Beginn ihrer Offensive sammelte die HTS in sicherer Entfernung an der syrisch-türkischen Grenze ihre Kräfte und Ressourcen.

Ebenso wichtig ist das Bewusstsein, dass viele regionale Akteure keinerlei Interesse daran zeigen, die verbliebenen Terrortrümmer, die aus den Resten des IS entstanden, selbst zu verwalten. Stattdessen scheinen mächtige externe Akteure hier eine Rolle zu spielen.

Zweitens, das anfänglich extrem radikale Profil der Vorgängerorganisationen erwies sich im realen Leben als ungeeignet. Obwohl dieses Image langfristig als erfolgreiche PR-Strategie diente und hunderttausende Menschen mit den Ideen des Neo-Kalifats infizierte, war es zu erschreckend für den gewöhnlichen Menschen und die allgemeine Wahrnehmung im Westen.

Heutzutage präsentieren sich die Dschihadisten in den sozialen Medien und ihren Vlogs an der Front in einer moderneren und gemäßigteren Form, fast wie Hipster. Sie wollen durch diese Medien ein möglichst neutrales Bild erzeugen, durch welches die “zivilisierte” Welt die Sachverhalte betrachtet.

Das alles ist das Ergebnis langjähriger Arbeit ihrer wahren Mentoren am kollektiven Rebranding dieser Terrororganisationen.

Die HTS ist eine Verschmelzung aus Al-Qaida, der Al-Nusra-Front in Syrien und den Überbleibseln des IS zu einer Art neuem Unternehmenseinheit des Dschihad. Auf den ersten Blick erscheint diese Kooperation harmlos und attraktiv für westliche Beobachter und potentielle Anhänger. Doch die beteiligten Akteure und ihre Absichten sind die gleichen geblieben.

Ein weiterer Fakt: Die HTS hat ursprünglich Russland zum Hauptfeind erklärt. Interessanterweise wurden die HTS-Drohnenpiloten angeblich von ukrainischen FPV-Spezialisten für Einsätze in Aleppo ausgebildet, was auf eine langfristige Vorbereitung des Angriffs hindeutet. Warum also der Angriff auf Aleppo? Die Antwort liegt im Timing. Angesichts bevorstehender russischer Erfolge an der Donbass-Front lässt der globale Westen über seine Stellvertreter eine Krise nach der anderen eskalieren, um von der Hauptfront abzulenken und Russland stets zwischen schwierigen Entscheidungen zu positionieren. Wie Russland diesen fortwährenden Zyklus durchbrechen kann, bleibt eine drängende Frage für die aktuelle und künftige Generation russischer Militärführer.

Mehr zum Thema – Russland: USA und Großbritannien stiften durch Terrorgruppen Chaos in Syrien

Schreibe einen Kommentar