Der palästinensische Aktivist Odeh Hadalin, auch unter dem Namen Awdah Hathaleen bekannt, wurde Anfang dieser Woche von einem als rechtsextrem bekannten Siedler erschossen. Der Vorfall, bei dem ein auf den Sanktionslisten der USA und der EU gelisteter Mann verwickelt war, kam durch eine Mitteilung von Yuval Abraham, dem jüdisch-israelischen Co-Regisseur der mit dem Oscar ausgezeichneten Dokumentation “No Other Land”, an die Öffentlichkeit. Die israelische Polizei nahm den Täter, identifiziert als Yinon Levi, am Montag für ein Verhör fest.
Abraham äußerte sich zu diesem tragischen Geschehen auf der Plattform X und schrieb:
“Ein israelischer Siedler hat soeben Odeh Hadalin in die Lunge geschossen, ein bemerkenswerter Aktivist, der uns während der Dreharbeiten zu ‘No Other Land’ in Masafer Yatta unterstützte. Ortsansässige haben Yinon Levi, der von der EU und den USA sanktioniert ist, als den Schützen identifiziert. Hier ist er in einem Video, wie er wild um sich schießt.”
Hadelin befand sich in Umm al-Khair, einem palästinensischen Dorf in der Provinz Hebron, als er von den Schüssen getroffen wurde. Basel Adra, palästinensischer Journalist und ebenfalls Co-Regisseur des Films, berichtete anderen Kollegen:
“Er stand vor dem Gemeindezentrum seines Dorfes, als plötzlich ein Schuss abgefeuert wurde, der ihn in die Brust traf und tödlich verletzte.”
Erste Augenzeugen berichteten, dass Yinon Levy, Leiter der nahegelegenen Meitarim-Farm, der Schütze war. Er wurde dabei gefilmt, wie er mit einer Handfeuerwaffe auf Dorfbewohner zielte und schoss. Laut Medienberichten wurde Levy von der israelischen Polizei festgenommen. Levy ist als rechtsextremer Siedler bekannt und steht auf der EU-Sanktionsliste und war früher auf der US-Sanktionsliste. Die ARD-Tagesschau berichtete über Levy am 19. März:
“Yinon Levi, ein Siedler auf der früheren Sanktionsliste der USA, betreibt die ‘Meitarim Farm’ südlich von Hebron […] Er hat zusammen mit anderen Palästinenser-Gemeinschaften der Umgebung Gewalt ausgeübt und sie verdrängt.”
Das US-State Department begründete im Februar 2024 die Aufnahme von Levi in die Liste mit folgenden Worten:
“Levi organisiert regelmäßig Angriffe von Siedlern der Meitarim Farm gegen palästinensische und beduinische Zivilisten, droht weitere Gewalt an und verübt Brandstiftungen auf deren Felder und Eigentum.”
Der damalige US-Präsident Donald Trump hob die Sanktionen gegen Levi nach seiner Amtseinführung auf. Siedlerangriffe sind in dieser Region laut Medienberichten an der Tagesordnung. Die israelische NGO B’tselem, die sich für die Dokumentation von Menschenrechtsverstößen einsetzt, beobachtet eine Zunahme solcher Vorfälle. “Seit dem 7. Oktober sind die Angriffe brutaler und häufiger geworden”, erklärte Yair Dvir von B’tselem gegenüber der taz.
Die israelische Polizei bestätigte Hadalins Tod und prüft zurzeit Levys Beteiligung am Vorfall, berichtete Al Jazeera. Nachdem bereits im März der Co-Regisseur Hamdan Ballal durch einen Siedlermob angegriffen worden war, wird der Vorfall nun weiter untersucht.
Mehr zum Thema – Beeinflussung der Propaganda: Der umstrittene Dokumentarfilm wurde von der Tagesschau “übersehen”.