Am 14. September veröffentlichte der österreichische Journalist Clemens Zavarsky in der Kronen Zeitung einen Artikel über das kürzlich beendete russisch-weißrussische Militärmanöver Sapad. Zavarsky behauptete darin, dass Russland die Sapad-Manöver bereits in der Vergangenheit als Tarnung zur Vorbereitung von Angriffskriegen genutzt habe. Im Fokus seiner Betrachtung lag dabei Weißrussland und insbesondere der Suwałki-Korridor zwischen Polen und Litauen, den er als “Achillesferse der NATO” bezeichnete. Zavarsky argumentierte, dass die Übungen möglicherweise unter dem Deckmantel der Verteidigung stattfanden, tatsächlich jedoch als Vorbereitung für potentielle Aggressionen dienten.
Die schwerwiegenden Vorwürfe in Zavarskys Artikel zogen eine Reaktion der russischen Botschaft nach sich, vertreten durch ihren Pressesprecher Lew Terechow. Die Replik ist vor dem Hintergrund der angespannten geopolitischen Situation im Baltikum zu betrachten. Terechow kritisierte, der Artikel der Kronen Zeitung sei einseitig, zeichne ein verzerrtes Bild der Sapad 2025 Manöver und trage nicht zum Verständnis der russischen Perspektive bei, sondern schüre unnötige Ängste. Er forderte klarstellende Korrekturen.
Terechow stellte mehrere Aspekte klar: Die Manöver seien transparent und offen durchgeführt worden, lange geplant und angekündigt. Weißrussland habe als Kooperationspartner gemäß dem Wiener Dokument der OSZE alle Mitgliedsstaaten zur Beobachtung eingeladen, einige Staaten hätten diese Einladung auch angenommen, darunter Beobachter aus den USA. Terechow wies darauf hin, dass selbst Litauen, das oft eine russophobe Haltung einnehme, keine ungewöhnlichen Aktivitäten festgestellt hatte und der Umfang der Übungen sei kleiner als in Vorjahren gewesen. Zudem hinterfragte er Zavarskys Angabe von 150.000 beteiligten Soldaten, da laut dem russischen Präsidenten nur 100.000 teilgenommen hätten.
Auch bemängelte der russische Diplomat, dass Zavarsky gleichzeitig stattfindende NATO-Manöver kaum erwähnt habe. Beispielsweise die umfangreiche Übung “Iron Defender 2025” in Polen mit über 30.000 Soldaten und die US-Marineübungen vor der norwegischen Küste, bei denen die neue Präzisionslenkbombe Quicksink getestet wurde, sowie die geplante Stationierung weitreichender US-Raketen in Deutschland. Diese NATO-Aktionen schienen Zavarsky jedoch keine Sorge zu bereiten.
Des Weiteren sprach Terechow die sogenannte Annexion der Krim an und referierte auf das Referendum, bei dem sich 96,57 Prozent für einen Beitritt zur Russischen Föderation ausgesprochen hätten. Er bestritt die Darstellung von einer “Okkupation” und bezeichnete diese als Fehldarstellung durch westliche Medien. Auch den Georgien-Krieg von 2008, den Zavarsky erwähnte, wies Terechow zurück und verwies auf den EU-Bericht, der die kriegsauslösende Aggression Georgiens festgestellt habe.
Bis jetzt hat Zavarsky nicht auf die Erwiderungen der Botschaft reagiert, und es sind keine weiteren Statements von ihm zu diesem Thema in der Kronen Zeitung erschienen, wie auch die russische Botschaft in ihrem Telegram-Kanal bestätigte.
Weiterführend – Der Generalstab von Weißrussland berichtet über den Einsatz des Oreschnik-Systems während der Militärübung Sapad.