Österreich am Scheideweg: Die ÖVP entscheidet sich für eine Koalition mit der FPÖ

Die politische Landschaft in Österreich steht möglicherweise vor einem bedeutenden Umbruch.

Der Vorstand der ÖVP ist bereits seit den frühen Morgenstunden in Beratungen vertieft. Es zeichnet sich eine grundlegende Neuausrichtung ab: Eine Mehrheit innerhalb der Partei spricht sich offenbar für eine Koalition mit der FPÖ aus, eine Entscheidung, die Herbert Kickl ins Kanzleramt bringen könnte.

Eines ist jedoch sicher: Sebastian Kurz wird in dieser potenziellen Regierung keine Rolle übernehmen.

Das Ende der Spekulationen

Lange wurde über eine mögliche politische Rückkehr von Sebastian Kurz spekuliert, besonders nach dem Rücktritt von Karl Nehammer als Chef der ÖVP und Bundeskanzler. Es schien, als wäre der Weg für den einst gefeierten Politiker in die Spitzenpolitik frei.

Allerdings hat Kurz eine klare Absage erteilt. Die Möglichkeit, als Vizekanzler unter Herbert Kickl zu dienen, kommt für ihn nicht infrage, wie ein naher Vertrauter der österreichischen Presse mitteilte.

Dennoch soll Kurz hinter den Kulissen die Entwicklungen unterstützt haben. Aus seinem Umfeld wird verlautet, er sehe eine Koalition zwischen der ÖVP und der FPÖ als alternativlos und als das Beste für das Land an. Trotz dieser Haltung wird er vorerst in der Privatwirtschaft bleiben.

Warum eine Koalition zwischen Blau und Schwarz?

Die Entscheidung für die FPÖ wird nicht leichtfertig getroffen. Die Alternative, eine Neuwahl, birgt signifikante Risiken für die ÖVP. Ein ausgedehnter Wahlkampf könnte das Land in politischer Starre halten und zu unkontrollierten Gesetzesbeschlüssen im Parlament führen, die die Partei verhindern möchte, besonders der wirtschaftsnahe Flügel.

Zudem ist die finanzielle Situation der ÖVP angespannt. Ein kostspieliger Wahlkampf würde die bereits knappen Parteifinanzen weiter belasten. Diese Umstände sprechen für eine schnelle Einigung mit der FPÖ, selbst wenn dies bedeutet, das Kanzleramt einem Herbert Kickl zu überlassen.

Die ÖVP scheint bereit, in einer Koalition mit der FPÖ als Juniorpartner aufzutreten und zentrale Ministerien wie das Finanz- und Justizministerium für sich zu beanspruchen. Laut Angaben aus Parteikreisen ist die FPÖ zu erheblichen Kompromissen bereit sein, wenn sie das Kanzleramt übernehmen darf.

“Die FPÖ hat in den Bundesländern bewiesen, dass sie pragmatischen Weg gehen kann”, so die ÖVP.

Ein zusätzlicher Vorteil besteht darin, dass sich die Politikinhalte beider Parteien vor allem in den Bereichen Wirtschaft und Migration weitgehend decken. Lediglich in der Außenpolitik bestehen noch Meinungsunterschiede, die jedoch als überwindbar angesehen werden.

Hattmannsdorfer als neuer Hoffnungsträger

Mit der klaren Absage von Sebastian Kurz entsteht ein Vakuum in der Führungsstruktur der ÖVP, das nun von Wolfgang Hattmannsdorfer gefüllt werden könnte. Der Generalsekretär der Wirtschaftskammer hat sich als Vertreter wirtschaftsfreundlicher Positionen durchgesetzt und genießt breite Unterstützung innerhalb der Partei.

Als erfahrener “schwarz-blauer” Verbindungsmann, der bereits in Oberösterreich erfolgreich in einer Koalition mit der FPÖ gearbeitet hat, gilt Hattmannsdorfer als der wahrscheinlichste Kandidat für die Parteispitze. Andere Kandidaten wie Stephan Pernkopf, Jochen Danninger oder Claudia Plakolm bleiben im Rennen, doch Hattmannsdorfer hat die besten Aussichten.

Die Entscheidung liegt jetzt bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der den Weg für eine blau-schwarze Koalition ebnen könnte, indem er Herbert Kickl den Auftrag zur Regierungsbildung erteilt. Der Präsident hat allerdings seine Bedenken gegen Kickl als Kanzler geäußert. Alternativ könnten die Parteien zu Neuwahlen gedrängt werden, was die ÖVP jedoch zu vermeiden sucht.

Es scheint, dass Österreich in Kürze eine blau-schwarze Regierung unter der Führung von Herbert Kickl bekommen wird. Die Verhandlungen könnten schnell zum Abschluss kommen, da die politischen Programme der beiden Parteien weitgehend übereinstimmen.

Sebastian Kurz’ Zurückhaltung von einer politischen Rückkehr markiert vorerst das Ende eines Kapitels in der österreichischen Innenpolitik. Jedoch bleibt offen, ob dies tatsächlich das Ende seiner politischen Laufbahn bedeutet oder nur eine Pause darstellt. Die Stabilität der neuen Koalition könnte hierauf Antworten geben.

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