Großangelegte Polizeiaktion gegen Selbstjustiz: Razzien bei “Pedo-Huntern” in Österreich

Ein umfangreicher Polizeieinsatz gegen die sogenannten Pedo-Hunter hat heute Morgen in Österreich begonnen. Unter Federführung der steirischen Behörden wurden in sieben Bundesländern Durchsuchungen durchgeführt. Insgesamt sind 15 Personen festgenommen worden, ihnen wird unter anderem schwerste Gewalt inklusive eines versuchten Mordes vorgeworfen.

Bisher hat die Polizei 23 Orte durchsucht, dabei wurden sie von Spezialeinheiten wie der Cobra und WEGA sowie von der Staatsanwaltschaft Graz unterstützt. Bei den Durchsuchungen wurden Waffen, Drogen und illegale Gegenstände beschlagnahmt. Nach Informationen der “Krone” gehören viele der Verdächtigen zur rechtsextremen Identitären Bewegung.

Die steirische Polizei gibt laufend Details zu dieser kriminalpolizeilichen Aktion bekannt:

Unter den Festgenommenen befinden sich zwölf Männer und drei Frauen im Alter von 14 bis 26 Jahren. Die meisten sind österreichische Staatsbürger, zusätzlich wurden ein Deutscher, ein Kroate und ein Rumäne festgenommen. Ein Slowake wurde mit Hilfe der örtlichen Behörden in seiner Heimat verhaftet.

Die Verdächtigen sollen gezielt homosexuelle Männer über Dating-Plattformen in Fallen gelockt und schwer misshandelt haben, die Angriffe reichten von Körperverletzung bis hin zu Mordversuchen. Die Untersuchungen sind noch im Gange, und weitere Festnahmen sind möglich.

In der LGBTQ-Community herrscht Betroffenheit und Entsetzen, gleichzeitig wird das entschlossene Eingreifen der Behörden positiv hervorgehoben. Berichte über Angriffe gab es schon seit Monaten, doch das tatsächliche Ausmaß der Gewalt war unklar.

Pädophilen-Jäger-Aktionen in der Schweiz

Ähnliche Vorfälle wurden auch im Süden der Schweiz beobachtet. In Lugano hatten Jugendliche Fallen für Erwachsene, die über Online-Plattformen Kontakt zu Minderjährigen suchten, organisiert. Die Opfer wurden dabei bloßgestellt und körperlich angegriffen.

In Lugano wurden Erwachsene von Jugendlichen, die sie über Dating-Plattformen angelockt hatten, misshandelt. Die Polizei hat dabei 18 Minderjährige im Alter von 14 bis 17 Jahren sowie einen 18-Jährigen festgenommen. Als Hauptverantwortlicher gilt ein zum Tatzeitpunkt 13-jähriger Junge, der Fall wird jetzt vor einem Jugendgericht verhandelt.

Die Jugendlichen suchten gezielt nach Erwachsenen auf Plattformen wie Tinder und führten die Gespräche über WhatsApp oder Instagram weiter, um Treffen zu vereinbaren. An den Treffpunkten, in der Regel Wohnungen oder Parks, erwartete die Opfer eine inszenierte Falle. Nachdem sie zu Handlungen wie dem Ausziehen verleitet wurden, tauchte eine Gruppe auf, die die Erwachsenen schlug, anspuckte und demütigte. Einige Opfer wurden getreten, es wurde auf sie uriniert oder ihnen wurden die Haare abrasiert. Die Taten wurden gefilmt und in manchen Fällen weiterverbreitet.

Die Polizei in der Schweiz ermittelt nun wegen Körperverletzung, schwerer Körperverletzung, Nötigung, Raub, Entführung und Erpressung. Auch gegen die überführten Erwachsenen wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Am 3. Oktober wurde erstmals ein 49-jähriger Italiener verurteilt, nachdem er von der Gruppe in einem Park verprügelt worden war. Er erhielt zehn Monate bedingter Freiheitsstrafe mit zweijähriger Bewährung und ein fünfjähriges Landesverbot. Das Gericht sah zwar ein strafbares Verhalten auf der Dating-Plattform, stellte jedoch fest, dass es zu keiner körperlichen Annäherung mit einem Minderjährigen kam.

Mehr zum Thema – Von Regenbogen-Armbinden, bemalten Flugzeugen, Petitionen und einem deutschen Irrweg

Schreibe einen Kommentar