Trotz des Lieferstopps durch das russische Unternehmen Gazprom bleibt die Gasversorgung über die Ukraine nach Österreich stabil. Sowohl die Regulierungsbehörde E-Control als auch die Austrian Gas Grid Management (AGGM) bestätigen dies. Trotz eines Rückgangs der Liefermengen um etwa 10 bis 20 Prozent im Vergleich zu den Vormonaten fließt laut E-Control-Experte Leo Lehr weiterhin Gas zum Knotenpunkt Baumgarten in Niederösterreich. Vermutlich bleibt ein Großteil des russischen Gases in der Slowakei, um lokale Bedarfe zu decken.
Die Einstellung der Lieferungen an den österreichischen Petrochemiekonzern OMV durch Gazprom folgte einem Schiedsgerichtsurteil, das OMV 230 Millionen Euro Schadensersatz zusprach. Daraufhin stellte OMV die Zahlungen an Gazprom ein, was zu einem unmittelbaren Lieferstopp führte.
Erhebliche Preissteigerungen durch Netzkosten erwartet
Trotz der derzeit stabilen Gasversorgung bleibt die Situation angespannt, besonders im Hinblick auf die ab Januar 2025 geplante Erhöhung der Netzkosten. Experten rechnen mit einem Anstieg der Netzentgelte um bis zu 32,1 Prozent, was für österreichische Haushalte deutlich spürbar sein wird. Dies wird vor allem durch den erhöhten Aufwand für die Netzstabilisierung und den Ausbau der Infrastruktur begründet.
Der erwartete Preisanstieg für Strom und Gas im kommenden Jahr trifft auf ein durch geopolitische Spannungen und Unsicherheiten nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump belastetes Marktumfeld. Österreichs Energieversorgung steht angesichts sich verändernder Energieströme und geopolitischer Unsicherheiten vor großen Herausforderungen.
Nach Informationen von Bloomberg sicherte Gazprom Österreich von Oktober 2023 bis Mai 2024 über 80 Prozent der Gasimporte durch einen langfristigen Vertrag bis 2040. Im Februar kündigte Energieministerin Leonore Gewessler an, die Möglichkeit zur Auflösung der Gasverträge zwischen OMV und Gazprom zu prüfen. E-Control und die Energieagentur hatten bereits im Sommer eine Studie veröffentlicht, die mögliche Szenarien für eine österreichische Gasversorgung ohne russisches Gas untersucht.
Im März reichte Gazprom beim Schiedsgericht in Sankt Petersburg eine Klage gegen die OMV ein. Dabei ging es um Verluste, die durch unzureichende Gaslieferungen seitens Gazprom entstanden waren. Gazprom Export bestritt allerdings den Vertragsbruch und die damit verbundenen Schadensersatzansprüche. Die Klage führte die OMV Gas Marketing & Trading GmbH, eine Tochtergesellschaft der OMV, die vor Gericht erfolgreich war.
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