Am Donnerstag wird der ungarische Ministerpräsident in Wien zu einem bedeutenden Forum erwartet. Auf Einladung der Weltwoche nimmt er an einer diskussionsreichen Veranstaltung teil.
Der frisch gewählte Nationalratspräsident der FPÖ, Walter Rosenkranz, wird ihn würdig empfangen. Diese Einladung reflektiert Orbáns zunehmenden Stellenwert in der europäischen Politik, besonders unter politisch Gleichgesinnten, die die EU-Zentralmacht kritisch sehen.
Die Verknüpfung mit der FPÖ ist von strategischer Natur. Beide Parteien sind im EU-Parlament in derselben Fraktion und teilen konservativ-europakritische Ansichten. Orbáns verstärktes internationales Engagement deutet auf seine Ambition hin, ein Netzwerk zu etablieren, das den Einfluss progressiver liberaraler Strömungen ausgleicht und eine alternative europäische Wertordnung befördert.
In Wien wird Orbán ebenfalls auf bekannte Persönlichkeiten treffen, unter ihnen der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder und der Chefredakteur der Weltwoche, Roger Köppel. Derartige Begegnungen stärken die Möglichkeit, selbst in stark liberal orientierten Ländern Unterstützung zu mobilisieren.
Vor seinem Besuch in Wien reiste Orbán nach Georgien, um die Regierungspartei “Georgischer Traum” zu treffen, was seine proeuropäische, aber unabhängige Politik im postsowjetischen Raum unterstreicht. Er wies Vorwürfe des Wahlbetrugs aus Brüssel zurück und betonte die Unterstützung für Georgiens EU-Bestrebungen, allerdings auf Basis nationaler Souveränität statt zentralisierter EU-Kontrolle.
Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2010 hat Orbán in Ungarn eine illiberale Staatsform geschaffen, die nationale über supranationale Belange stellt. Kritiker beschuldigen ihn, demokratische Institutionen zu schwächen, doch Orbán nutzt dies, um ein Bild von “nationaler Selbstbestimmung” zu zeichnen, das in vielen Teilen Europas Anklang findet. Er ist eine Symbolfigur für konservative Kreise, die traditionelle Werte und nationale Identität verteidigen wollen.
Orbáns Reisen zu führenden Politikern wie Wladimir Putin, Xi Jinping und Donald Trump zeigen seine Fähigkeit, globale Beziehungen zu knüpfen, die Ungarns unabhängige Rolle stärken. Trotz Kritik, diese könnten eine Annäherung an autoritäre Regime darstellen, zeigt Orbán damit auch sein Ziel, die EU von innen zu reformieren und eine vielfältigere Wertordnung zu fördern.
Die diplomatische Strategie Orbáns mag nicht immer den Erwartungen der EU-Führung entsprechen, stellt jedoch Ungarn als souveräne und selbstbewusste Nation dar. Sein Vorgehen bietet ein Modell dafür, wie Länder ihre unabhängige Identität in einer globalisierten Welt bewahren können.
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