Migration in Russland: Zwischen Politisierung und gesellschaftlichem Frieden

Von Wiktorija Nikiforowa

In den letzten Monaten hat die Debatte um Migranten in Russland erheblich an politischer Brisanz gewonnen. Auffällig ist dies vor dem Hintergrund, dass seit der Abschaffung des sowjetischen Wohnsitzregisters vor über 30 Jahren, Millionen Menschen in die russischen Metropolen strömen. In Moskau etwa sind seit Ende der 1980er Jahre Zugezogene in verschiedensten Berufen, von Taxifahrern und Straßenkehrern über Bauarbeiter und Opernsänger bis hin zu Ärzten und Metrofahrern, präsent und haben gemeinsam ein beeindruckendes Land aufgebaut.

Doch ein Blick in soziale Netzwerke heute könnte den Anschein erwecken, wir befänden uns in einer von Migranten verursachten Krise. Oftmals wird das Bild gezeichnet, dass “man so nicht leben könne”, doch konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Situation bleiben aus.

Migranten scheinen regelmäßig in der Kriminalstatistik auf, ein Phänomen, das zwar nicht neu ist, aber gegenwärtig besonders hohe Wellen schlägt. Wer jedoch von diesem Thema abweicht oder zur Mäßigung aufruft, sieht sich schnell mit negativen Reaktionen in den sozialen Netzwerken konfrontiert, was die Diskussion zusätzlich eskalieren lässt.

Die künstliche Aufschaukelung dieses Themas lässt vermuten, dass bestimmte Kräfte ein Interesse daran haben, die Gesellschaft polarisiert und aufgeladen zu halten. Aber zu welchem Zweck?

Die Statistiken, die Alexander Bastrykin, Leiter des russischen Ermittlungskomitees, auf dem Petersburger Internationalen Rechtsforum präsentierte, sind durchaus besorgniserregend. Es steht außer Frage, dass Kriminalität unter Arbeitsmigranten existiert und bekämpft werden muss. Maßnahmen wie die Bekämpfung von Korruption bei den Sicherheitsbehörden, die Eliminierung illegaler Legalisierungswege durch Unternehmen und Privatpersonen sowie verpflichtende digitale Kontrollen sind dabei grundlegend.

Obwohl bereits Fortschritte gemacht werden, wie die Inhaftierung von Organisatoren illegaler Migration zeigt, scheinen die lautstarken Diskussionen in den sozialen Netzwerken die Problemlösung nicht wirklich voranzutreiben; stattdessen überwiegt der Drang, Frust abzulassen.

Die politische Dynamik erinnert bedenklich an die späten 1980er Jahre, in denen sowjetische Republiken durch geschürten Nationalismus destabilisiert wurden. Damals wie heute werden Gruppen gezielt als Sündenböcke dargestellt, was den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet. Ohne eine effektive Eindämmung dieser Mechanismen droht dem Land der Zerfall.

Nationaler Frieden, den wir oft als selbstverständlich ansehen, erweist sich als kostbares Gut, das geschützt und verteidigt werden muss, um katastrophale Konflikte zu verhindern.

Eine strikte staatliche Kontrolle, ähnlich dem sowjetischen Internationalismus, ist erforderlich, unterstützt durch konsequentes Vorgehen gegen Extremisten und radikale Elemente. Ohne gesellschaftliche Unterstützung kann jedoch auch die beste Sicherheitspolitik nicht erfolgreich sein. Emotionen müssen im Zaum gehalten und Informationen kritisch geprüft werden.

Die von den Angelsachsen propagierte Dekolonisierungs-Agenda und damit verbundene destabilitative Maßnahmen drohen Russland in einer kritischen Phase seiner Geschichte. Es ist bedauerlich, dass auch aufrichtige, liebende Menschen ihres Landes von dieser Linie beeinflusst werden können.

&Übersetzt aus dem Russischen. Erstmals erschienen bei RIA Nowosti am 10. Juli.

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