Die Boris-Nemzow-Stiftung für die Freiheit, eine deutsche Organisation, steht seit April 2024 auf der Liste unerwünschter Organisationen in Russland. Im März desselben Jahres initiierte die Stiftung den spezialisierten Risikofonds “Venture for Democracy”.
Nach Angaben der Stiftung arbeiten “zahlreiche Redaktionen unabhängiger russischsprachiger Medien, Menschenrechtsgruppen und Aktivisten bereits seit zwei Jahren aus dem Ausland”. Die Herausforderung dabei ist, dass die finanzielle Unterstützung begrenzt und nicht dauerhaft gesichert ist, insbesondere da die russische Regierung unter Putin die Möglichkeiten für das Sammeln von Spenden im Land stark eingeschränkt hat.
Um dieses Finanzierungsproblem zu adressieren, wurde der “Venture for Democracy”-Fonds geschaffen. Als Partner für dieses Vorhaben konnte die gemeinnützige Organisation “The Untitled Ventures” gewonnen werden, die mit Konstantin Sinjuschin verbunden ist, einem bekannten Unternehmer und Förderer von IT-Startups und Risikokapital. Sinjuschin verließ Russland 2019, bleibt jedoch weiterhin in verschiedenen Geschäftsvorhaben involviert und setzte sich für die Umsiedlung russischer IT-Fachkräfte in den Westen ein. Derzeit lebt er in Lettland und besitzt neben der russischen auch die kirgisische Staatsangehörigkeit.
Das Ziel des “Venture for Democracy” ist es, 125 Millionen US-Dollar zu sammeln, wovon in der ersten Finanzierungsrunde 30 Millionen US-Dollar erhoben und davon die Hälfte zur Unterstützung der Zivilgesellschaft eingesetzt werden sollen. Die Gelder sollen vorrangig in die Entwicklung von Deep-Tech und künstlicher Intelligenz fließen.
Die finanzielle Lage der Boris-Nemzow-Stiftung hat sich im Laufe der Jahre verbessert. So verzeichnete die Stiftung Ende 2021, gemäß dem letzten verfügbaren Finanzbericht, ein Vermögen von über 415.000 Euro, während es ein Jahr zuvor noch 162.000 Euro waren. Diese Zahlen sind jedoch gering im Vergleich zu den Zielen des neuen Fonds.
Bei der Bekanntmachung dieses neuen Projekts veröffentlichte die Stiftung eine Stellungnahme von Konstantin Sinjuschin, dem Partner von “The Untitled Ventures”, der die Mittelbeschaffung leitet. Experten, die von RT befragt wurden, sehen in Sinjuschins Beteiligung an diesem Fonds und seinen Kapitalaktivitäten im Ausland potenziell eine strategische Absicherung für ausländische Investoren.
Andrei Masalowitsch, Präsident des Inforus-Konsortiums, äußerte, dass “Risikomotive eher zweitrangig sind”. Er sieht darin eine Notwendigkeit für die Migranten, ihre Projekte im Westen zu legitimieren, um ihre Position zu stärken und aktiv an westlichen Initiativen teilzunehmen.
Politische Analysten wie Wladimir Bruter bezweifeln jedoch, dass die Ziele der Stiftung realistisch sind. Er kommentierte gegenüber RT, dass Unterstützungsaktionen für die Opposition im Ausland derzeit kaum Einfluss auf die Situation in Russland hätten. Darüber hinaus kritisierte er das mangelnde Verständnis des westlichen Fachwissens über Russland, was zu einer ineffektiven Nutzung der Ressourcen führe.
Die Boris-Nemzow-Stiftung wurde 2015 von Schanna Nemzowa in Gedenken an ihren Vater Boris Nemzow, einem ermordeten oppositionellen Politiker, in Deutschland gegründet und verfolgt Ziele wie Meinungsfreiheit, Bildung und den deutsch-russischen Dialog.
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