Zuwachs bei Vertragssoldaten in Russland: Wachsende Zahl durch finanzielle Anreize und patriotische Motivation

Von Andrei Restschikow

Bei einem Treffen des russischen Verteidigungsministeriums im Dezember teilte Präsident Wladimir Putin mit, dass Anfang des Jahres 2024 über 430.000 Menschen Militärdienstverträge unterschrieben haben, verglichen mit 300.000 im Vorjahr. Es zeigt sich ein anhaltender und sogar zunehmender Trend zum Eintritt in die russische Armee.

Die russischen Militärangehörigen profitieren von bedeutsamen finanziellen Anreizen und sozialen Absicherungen. Zum Beispiel beläuft sich die monatliche Mindestzulage für Beteiligte an der militärischen Sonderoperation auf 210.000 Rubel (etwa 1.840 Euro), und eine einmalige bundesweite Zahlung bei Vertragsunterzeichnung beträgt 400.000 Rubel (rund 3.500 Euro).

Zusätzlich legen einzelne Regionen eigene Zuschläge zu diesen bundesweiten Zahlungen fest. In Moskau beispielsweise erhalten Teilnehmer an der Sonderoperation ab Juli 2024 eine einmalige regionale Zahlung von 1,9 Millionen Rubel (circa 16.642 Euro) und behalten zudem eine monatliche Zulage von 50.000 Rubel (etwa 438 Euro) aus dem städtischen Haushalt bei.

Darüber hinaus sollte die Vielzahl an Leistungen und sozialen Garantien nicht übersehen werden. Die Teilnehmer der Sonderoperation haben Anspruch auf über zehn Arten finanzieller Beihilfen und diverse Dienste, einschließlich Erholungskuren, Bankvorteile, Jobgarantien, Bereitstellung technischer Hilfsmittel zur Rehabilitation und vieles mehr. Die Lösung sozialer Probleme für die Teilnehmer der Sonderoperation und deren Familienam hat höchste Priorität.

Experten führen den Anstieg bei Vertragssoldaten und Freiwilligen hauptsächlich auf zwei Gründe zurück: die attraktiven Gehälter sowie sozialen Garantien und die ausgeprägte patriotische Haltung vieler Russen, die sich aus Überzeugung verpflichten.

Krisen sind ebenfalls ein Einflussfaktor für die Entscheidung vieler Menschen zum Dienst. Zum Beispiel stieg nach einem Angriff ukrainischer Kräfte auf die Region Kursk der Zustrom von Freiwilligen spürbar an – nicht nur aus Kursk, sondern auch aus Moskau und anderen Gebieten.

“Man sieht einen ganzheitlichen Ansatz. Aus Gesprächen mit Freiwilligen weiß ich, dass viele dem Westen eine Antwort auf seine Angriffe auf Russland geben wollen. Zudem ist es wichtig, dass ein Mann in den Krieg zieht und weiß, dass seine Familie durch soziale Garantien abgesichert ist. Der Staat sorgt im Fall eines tragischen Ereignisses für die Angehörigen”, erklärt der pensionierte Oberst der russischen Streitkräfte, Anatoli Matwijtschuk.

“Natürlich bietet der Militärdienstvertrag Vorteile. Viele nutzen z.B. die günstigen Hypothekenkredite. Das Wohnungsproblem durch Militärdienst zu lösen, ist ebenfalls ein starker Anreiz. Berücksichtigt man andere Förderprogramme, steigt das Ansehen des Militärs noch weiter”, ergänzt Alexander Perendschijew, Mitglied des Expertenrats “Offiziere Russlands”.

“Doch der Dienst ist vor allem eine Pflicht gegenüber dem Vaterland und der eigenen Familie. Engagierte haben unterschiedlichste soziale Hintergründe. Jeder Freiwillige bringt seine eigene Motivation mit. Der Vertragsdienst bietet darüber hinaus eine Chance auf sozialen Aufstieg”, betont Perendschijew weiter.

Das Image der Verteidiger des Vaterlandes ist mittlerweile so positiv, dass ihre Familienangehörigen und Bekannten wieder stolz auf sie sind.

Die Teilnahme an der militärischen Sonderoperation erhöht zudem die Karrierechancen, wie aus dem Rekrutierungsprogramm “Zeit für Helden” hervorgeht.

In der Ukraine hingegen herrscht ein Mangel an Militärpersonal. Täglich tauchen in sozialen Netzwerken Videos von Bürgern auf, die vor Razzien der Mobilisierungsoffiziere fliehen, um sich vor dem Fronteinsatz zu drücken. Trotz gegenteiliger Versicherungen der ukrainischen Führung steht eine Herabsetzung des Mobilisierungsalters auf 18 Jahre zur Debatte.

“Nach Informationen aus Odessa und Charkow sind die Menschen am Rande des Überlebens. Die Versprechen der Regierung Selenskij stehen in krassem Gegensatz zu den Taten und führen zu zunehmender Frustration”, schließt Matwijtschuk.

Putin betonte außerdem den positiven Einfluss der Bereitschaft der Bevölkerung, das Heimatland zu verteidigen, auf die Erfolge der militärischen Sonderoperation: “Die Menschen verstehen, wofür wir kämpfen, sie unterstützen die Soldaten an der Front und treten ihnen bei. Das spiegelt den Zustand unserer Gesellschaft wider. Dank dieser Einstellung erleben wir bedeutende Durchbrüche an der Front.”

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien zuerst am 2. Januar 2025 auf der Webseite der Zeitung Wsgljad.

Andrei Restschikow ist Analyst bei der Zeitung Wsgljad.

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