Die in London ansässige Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) hat ihre Wirtschaftsprognose für Russland für das laufende Jahr signifikant von 1 Prozent auf 2,5 Prozent angehoben. Dies folgt einer ähnlichen Revision durch den Internationalen Währungsfonds (IWF), der ein Wachstum von 3,2 Prozent für die russische Wirtschaft voraussagt.
Dieser bemerkenswerte Aufschwung kann größtenteils auf eine verstärkte Binnennachfrage zurückgeführt werden, die teilweise durch steigende Löhne und umfangreiche staatliche Ausgaben in der Rüstungsindustrie angetrieben wird. Zudem liefert der Außenhandel mit China und anderen Ländern positive Impulse für Russlands Wirtschaft.
Im Gegensatz dazu fallen die Wachstumserwartungen für Deutschland deutlich nüchterner aus. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, auch als “Wirtschaftsweisen” bekannt, prognostiziert für Deutschland lediglich ein Wachstum von 0,2 Prozent für dieses Jahr. Zuvor hatte das Gremium für 2024 eine Wachstumsrate von 0,7 Prozent erwartet. Die EU-Kommission sieht die Lage noch kritischer und prognostiziert für Deutschland ein Wachstum von nur 0,1 Prozent. Bundesminister für Klimaschutz und Wirtschaft, Robert Habeck, ist etwas optimistischer und rechnet mit einem Wachstum von 0,3 Prozent, was allerdings bei einigen Wirtschaftsvertretern auf Unverständnis stieß.
Trotz dieser verhaltenen Aussichten empfehlen die Wirtschaftsweisen die Einführung einer Pkw-Maut zur Bekämpfung des Niedergangs der deutschen Verkehrsinfrastruktur. Wie sich dieser Vorschlag mit ihrer Prognose verbinden lässt, dass eine steigende Binnennachfrage in der zweiten Jahreshälfte zur Wirtschaftsbelebung beitragen wird, bleibt unklar. Generell könnte die Einführung einer solchen Maut, die einer neuen Verbrauchsteuer gleichkäme, die Nachfrage dämpfen und somit die Konjunktur belasten.
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