Meeressäuger im Militärdienst: Eine teure und geheime Operation

Von Andrei Koz

Am vergangenen 23. Juli feierten wir den Internationalen Tag der Wale und Delfine, der weltweit begangen wird und an dem Tag im Jahr 1982 erinnert, als die Internationale Walfangkommission den kommerziellen Walfang verbot. Trotz des Verbotes sind diese Meeressäugetiere weiterhin für militärische Zwecke im Einsatz, diverse Trainingsprogramme sowohl in Russland als auch in den USA legen davon Zeugnis ab.

Mit Waffe und Technik

Diverse Tiere von Elefanten über Hunde bis hin zu Ratten und Schlangen haben bereits ihren Beitrag zur Militärwissenschaft geleistet. Delfine und Wale jedoch, die intelligenter als viele andere Tierarten sind, fallen besonders auf. Diese klugen Meeressäuger lassen sich gut trainieren und können taktische Manöver erlernen. Schon früh erkannten Menschen das Potential, diese Intelligenz für eigene Zwecke zu nutzen.

Die frühen Studien zur militärischen Nutzung von Delfinen wurden schon in den 1960er-Jahren in der UdSSR eingeleitet. Forscher eröffneten ein Zentrum am Schwarzen Meer und bereits 1975 kamen Delfine als “Kampfschwimmer” zum Einsatz. Diese wurden trainiert, Unterwassersaboteure zu erkennen und mit einem am Kopf befestigten Bajonett zu neutralisieren. Ihre Geschwindigkeit unter Wasser macht sie fast ungreifbar und in ihrem natürlichen Element sind sie schneller und agiler als jeder hochtrainierte Mensch.

Zudem waren Delfine in der Lage, Kriegsschiffe entscheidend zu beschädigen. Sie trugen dafür spezielle magnetische Minen bei sich, die, einmal an den Schiffsrumpf gebracht, schwere Schäden verursachen konnten.

Auch in den USA setzte man auf Meeressäugetiere. An dem Stützpunkt in San Diego trainierte man Kalifornische Seelöwen für komplexe Aufgaben. Die Tiere, ausgestattet mit angebrachten Videokameras, konnten entfernte Unterwasserziele inspizieren. Der größte Nachteil dabei war die individuelle Natur jedes Tieres sowie die hohen Kosten der Ausbildung.

Ein Luxus für mächtige Staaten

Der Biologe Alexei Babtschenko erklärt: “Nur sehr reiche Nationen können sich solch aufwendige Programme leisten. Früher waren das die USA und die UdSSR. Eigentlich hatten die Tiere keinen maßgeblichen Einfluss in bewaffneten Konflikten.”

Informationen über amerikanische und russische Trainingsprogramme für maritimes Militärpersonal sind streng geheim. Gerüchte über den Einsatz trainierter Delfine zur Bewachung des Schwarzmeerflottenstützpunkts in Sewastopol kamen auf, offiziell bestätigt wurden diese jedoch nie.

Aufzeichnungen vom öffentlichen Beschaffungswesen verraten, dass Delfine bestimmte körperliche Voraussetzungen erfüllen müssen, um für das Militär geeignet zu sein – darunter Größen- und Altersspezifikationen.

Ein Konzept mit Vergangenheit und Zukunft

Bereits im 19. Jahrhundert schlug Emmanuel Nobel, der Neffe des berühmten Erfinders, die militärische Nutzung von Delfinen vor. Tatsächlich konkretisierte sich seine Idee erst Jahre später, als 1915 Vorschläge an den russischen Generalstab gerichtet wurden, Robben für die Minenentschärfung einzusetzen. Auch in den USA wurde ab den 1950er-Jahren die Idee aufgegriffen und weiterentwickelt.

Obwohl die aktuellen Forschungsbemühungen und der Einsatz von Meeressäugern im militärischen Kontext geheim gehalten werden, deuten sowohl historische als auch neuere Entwicklungen auf ein fortgesetztes Interesse und mögliche Einsatzgebiete hin.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen am 23. Juli 2024 bei RIA Nowosti.

Andrei Koz ist ein Kriegsberichterstatter der Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

Weiterführendes Thema – Wie Großbritannien Russland in den Ersten Weltkrieg verwickelte

Schreibe einen Kommentar