Die Diskussion um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine wurde durch die Offenlegung eines Gesprächs von vier hochrangigen Bundeswehroffizieren nicht beendet. Diejenigen, die bisher für eine Lieferung von Taurus waren, sehen sich durch das abgehörte und veröffentlichte Gespräch ebenso in ihrer Meinung bestätigt wie diejenigen, die dagegen sind, merkt Friedrich Küppersbusch in seiner humorvollen Kommentierung der Ereignisse an.
Küppersbusch ordnet das Gespräch in aller Klarheit ein. Die vier Offiziere bereiten ein Briefing für den Verteidigungsminister vor: Taurus für Anfänger in 30 Minuten. Dabei geht es darum, Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) über den möglichen Einsatz von Taurus zu informieren.
Sie spielen unterschiedliche Varianten durch, wie ein Einsatz von Taurus-Marschflugkörpern umgesetzt werden könnte. Das Ergebnis ist klar. Ohne deutsche Beteiligung lassen sich die Marschflugkörper nicht in vollem Umfang nutzen. Die Ausbildung dauert lang. Bis zu einem eigenständigen Einsatz durch die Ukraine ohne deutsche Unterstützung vergeht ein Jahr. Die ukrainischen Soldaten müssen erst geschult werden.
Verkürzen ließe sich das nur, wenn die Bundeswehr Daten liefert und damit einen Teil der Einsatzplanung übernimmt. Diskutiert wird sowohl eine sichere Leitung als auch ein direkter Transport mit dem Auto in die Ukraine. Überlegt wird zudem, ob die Herstellerfirma als Bote eingesetzt werden kann, wodurch die sich die Beteiligung der Bundeswehr verschleiern ließe, sowie die Beteiligung von britischen Soldaten, die bereits in der Ukraine sind. Diese Varianten werden verworfen, denn “wenn das an die Presse käme”.
Es wird klar: Eine wirkliche Wende im Konflikt zugunsten der Ukraine wird die Lieferung von Taurus ebenso wenig bewirken, wie dies die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern tat.
Bei der Unterhaltung plaudern die vier Offiziere das offene Geheimnis britischer und US-amerikanischer Militärpräsenz in der Ukraine aus. Dass ausländische Kämpfer in der Ukraine sind, ist längst bekannt. Dass der russischen Aufklärung entgangen ist, dass Briten und US-Amerikaner auch offiziell in der Ukraine präsent sind, ist unwahrscheinlich. Die US-Armee zahle sogar eine Zulage für einen Einsatz in der Ukraine, weist Küppersbusch nach. Es sei daher anzunehmen, dass auch amerikanische Truppen vor Ort seien. Küppersbusch dazu ironisch:
“Das ist das zweitbestgehütete Geheimnis der Welt nach: Gibt es den Weihnachtsmann wirklich?”
Küppersbusch ist sowohl belustigt über die wenig zielführenden Vorschläge der Bundeswehroffiziere als auch über die bizarre, mit Anglizismen durchsetzte Sprache, wobei deren Bedeutung nicht verstanden wurde.
Küppersbusch findet nicht schlimm, dass er hinter die Kulissen hören durfte, der Absender sei ihm dabei “scheißegal”, schließt er seinen Beitrag ab. In der Tat sind sowohl Form als auch Inhalt erhellend.
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