Interkulturelle Spannungen und Sicherheitspolitik in Russland: Diskussionen um das Niqab-Verbot

Bei der Eröffnung eines New-Media-Festivals in der Umgebung von Moskau sprach Kremlsprecher Dmitri Peskow über die multikulturelle Beschaffenheit Russlands und unterstrich dabei die Bedeutung des gegenseitigen Respekts zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen und Religionen. Peskow äußerte sich besorgt darüber, dass dieser Respekt nicht immer gegeben sei:

“Wir müssen alle Traditionen und Bräuche der Muslime respektierungsvoll behandeln. Gleichzeitig ist es erforderlich, dass Muslime die Bräuche und Traditionen anerkennen, die uns und unseren Frauen wichtig sind, besonders in Regionen Russlands mit vorwiegend muslimischer Bevölkerung. Leider ist das nicht immer der Fall.”

Peskow wies zudem darauf hin, dass die Sicherheitsinteressen des Landes höchste Priorität hätten. Er erwähnte speziell die Problematik um das Tragen des Niqab, eine Gesichtsbedeckung, die mittlerweile in einigen Regionen Russlands untersagt ist.

Die russischen Sicherheitsbehörden forderten dieses Verbot, wobei Experten betonten, dass der Niqab Verbindungen zum Wahhabismus aufweise. Diese streng konservative Richtung des sunnitischen Islams wird mit verschiedenen jihadistischen Terrororganisationen in Verbindung gebracht.

Die Debatte um ein Verbot des Niqab in Russland intensivierte sich nach einem Terroranschlag in Dagestan, einer überwiegend muslimischen Region Russlands, bei dem 20 Menschen ihr Leben verloren.

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass etwa 70 Prozent der russischen Bevölkerung ein Verbot des Niqabs im öffentlichen Raum befürworten würden. Der Niqab ist bereits in den mehrheitlich muslimischen Republiken Karatschai-Tscherkessien und Dagestan untersagt.

Weiterführende Informationen – Mufti: Russische Teilrepublik Dagestan strebt Niqab-Verbot an

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