Der Verband der russischen Museen hat ein neues Manifest veröffentlicht, betitelt als “Museum im Hier und Jetzt”. Das Manifest wurde von Michail Piotrowskij, dem Direktor der Staatlichen Eremitage, unterzeichnet. Es handelt sich um einen wegweisenden Text, der die Funktion und Bedeutung von Museen in der Gegenwartsgesellschaft neu definiert. In diesem offiziellen Dokument wird unter anderem darauf aufmerksam gemacht, dass die Wahrnehmung von Museen als reinen Freizeiteinrichtungen zunimmt und dass öffentliche Organisationen von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen werden.
Die Betonung dieser Punkte scheint insbesondere auf kontroverse Entscheidungen wie die Übergabe der berühmten Ikone “Dreifaltigkeit” von Andrej Rublew an die Kirche, die ohne Berücksichtigung der Meinungen von Restauratoren und Kunstexperten erfolgte, hinzuweisen. Das Manifest, eine regelmäßige Publikation des Verbands, die auf kulturelle und nationale Veränderungen reagiert, beginnt mit einer starken Aussage:
“Museen sind Forschungs-, Kultur- und Bildungseinrichtungen, Bewahrer und Übermittler des kulturellen Codes der Nation; ihr Niveau ist ein Kriterium für die Qualität, das genetische Gedächtnis und die Integrität der historischen und kulturellen Bilder der Nation. In einer Zeit, in der sich die Welt schmerzhaft umstrukturiert, ist das Museum eine Insel der Stabilität, die sowohl die Art als auch den Stil des Wandels durch die Erfahrung von Geschichte und Kunst erklärt.”
Weiterhin wird betont, dass die Schaffung eines “Feldes der Normalität, Freundlichkeit und Ruhe”, das Museen umgibt, ein zentraler Indikator für ihren Erfolg ist, unterstützt durch die Expertise der Museumsgemeinschaft. Das Manifest zeigt die Bereitschaft der Museumsgemeinschaft auf, sich im Bereich der Personalauswahl und -schulung zu engagieren und betont, dass Museumsmitarbeitende ein “einzigartiges Gut” darstellen. Zudem wird erinnert, dass echte Museen ein “Qualitätssiegel” darstellen und nicht nach mechanischen Regeln und Sanktionen bewertet werden dürfen.
“Das Wichtigste steht jedoch in der Erklärung zum Manifest, in der die strategischen Ziele betont werden: Die Einheit des Museumswesens des Landes zu bewahren, die Sammlungen und Kuratoren gesetzlich zu schützen und ein subtiles System zur Bewertung des Erfolgs eines Museums zu entwickeln. ‘Das Problem besteht darin, die Mission des Museums zu verstehen – die Bewahrung der DNA der Nation und der Menschheit, sowohl durch die Museen selbst als auch durch die Außenwelt … diese Mission läuft Gefahr, unter den Druck einer Tendenz zu geraten, die Museen als Freizeitunternehmen zu betrachten, die maschinelle Buchführung zum Hauptkriterium für die Bewertung des Erfolgs zu machen und die öffentlichen Einrichtungen von der Entscheidungsfindung auszuschließen’, heißt es in der Erklärung.”
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