In der Konzerthalle “Crocus City Hall” in der im Nordwesten Moskau gelgegenen Stadt Krasnogorsk haben mehrere Terroristen die Besucher mit Schusswaffen angegriffen.
Im Vorfeld des Konzerts der Rock-Gruppe Piknik, zu der die Halle mit ihren 6.200 Plätzen vollständig ausgebucht wurde, erschienen berichte von bewaffneten Unbekannten, die auf Besucher das Feuer eröffneten. Auf Videos, die in sozialen Netzwerken kursieren, ist zu sehen, wie mit Sturmgewehren bewaffnete Terroristen durch die Eingangshalle des Gebäudes laufen und auf Besucher schießen (Achtung, verstörende Aufnahmen!).
Ein Zeuge beschreibt die Terroristen:
“Mindestens fünf Mann, bärtig. Gehen vor, wie gut vorbereitete und ausgebildete Kämpfer. Beim Annähern an das Gebäude töteten sie das anwesende Wachpersonal und Menschen, die an der Tür standen. Anschließend blockierten sie den Haupteingang.
Bewaffnet sind die Terroristen mit Sturmgewehren des Typs AKM. Manche tragen Magazinwesten mit verschiedentlicher Munition. Mindestens zwei der Angreifer haben Rucksäcke bei sich, in denen sie vermutlich Molotow-Cocktails tragen.”
Vorläufige Information nach Quellen des Online-Nachrichtenportals Shot besagt jedoch, dass zur Bewaffnung der Terroristen (auch) unterschiedliche Modifikationen halbautomatischer Schrotflinten Vepr und Saiga in den Kalibern 12 und .410 gehörten – beide, wie das AKM auch, Derivate der Kalaschnikow AK-Typenreihe.
Auf einigen Aufnahmen sind allerdings eindeutig Dauerfeuer-Geräusche zu hören, sodass die AKM-Sturmgewehre nicht auszuschließen sind: Für Dauerfeuerbetrieb aus handelsüblichen AK-Derivaten weisen die Kaliber 12 und .410 zu starken Rückstoß auf.
Wachpersonal der Crocus City Hall hatte keine Schusswaffen bei sich und war lediglich mit Schlagstöcken und Reizgas ausgestattet.
Einheiten der russischen Nationalgarde wurden alarmiert und sind nach dem Stand von 22. März, 23:50 Moskauer Zeit vor Ort immer noch im Einsatz, um Terroristen festzunehmen und Besucher zu evakuieren.
Medien meldeten die Festnahme eines Unbekannten auf dem Gelände der Konzerthalle. Details lagen nach dem Stand von 22:13 Moskauer Zeit noch nicht vor. Quellen des prominenten ukrainischen Bloggers Anatoli Scharij, der sich aktuell in Barcelona aufhält, gehen bei dieser Person von einem Zeugen aus, der versucht habe, zwecks Videoaufnahme des Geschehens ins Innere des Gebäudes einzudringen. Offizielle Angaben zu dieser Person bleiben bisher aus.
Quellen des Rundfunkkonzerns WGTRK in der Polizei zufolge wurde das Fahrzeug, mit dem die Terroristen die Konzerthalle erreichten, auf dem Parkplatz festgemacht. Der ist mit Sprengstoff präparierte Wagen wurde rundum abgesperrt.
Großbrand in der Konzerthalle
Die Terroristen sollen anschließend eine Granate geworfen oder einen Brandkörper gezündet haben, was einen Brand ausgelöst hat. Auf mehreren Videos ist zu sehen, wie das Gebäude der Konzerthalle in Flammen steht:
Bis zu 100 Personen können Berichten zufolge noch im Crocus City Hall eingesperrt verbleiben. Ein Teil konnte sich im ersten Stock in vorläufige Sicherheit bringen, heißt es, während ein Teil durch den Brand im vierten Stock von den Ausgängen blockiert ist. Im zweiten Stock wurden ebenfalls einige Personen, darunter fünf Kinder durch den Brand von allen Ausgängen abgeschnitten.
Die Feuerwehr erschien zwar umgehend vor Ort, konnte aber nicht gleich mit den Lösch- und Rettungsarbeiten beginnen: Erfolgreiche Liquidation der Terroristen war noch nicht gemeldet worden. Stattdessen wurden Spezialisten auf Löschhubschraubern zum Ort beordert und begannen ihrerseits Löscharbeiten. Zu diesen stieß ein Hubschrauber der medizinischen Luftfahrt hinzu.
Feuerwehr-Löschzüge haben begonnen, die Außenwände der brennenden Konzerthalle mit Wasser abzukühlen: Damit soll ihrem Zusammensturz und mit etwas Glück dem Zusammensturz der inneren tragenden Strukturen und der Decken vorgebeugt werden, meldet Readovka. Stand 22:50 Moskauer Zeit blieb die Gefahr, dass das Gebäude aufgrund seines brennenden Daches komplett zusammenstürzt, bestehen.
Die oberen Stockwerke der Konzerthalle sind Stand 22:20 Moskauer Zeit vollständig ausgebrannt – Teile der Bedachung fallen auf Körper in schwarzen Leichensäcken herab, die um das Gebäude herum liegen und noch nicht abtransportiert wurden.
Das Gebäude ist teilweise schon zusammengestürzt. Nach wie vor bleiben Menschen im Inneren gefangen.
Die Absperrung aus Truppen zuständiger Dienste verweist Zeugen des Platzes: Risiko eines größeren Absturzes besteht – und damit auch Risiko, dass Trümmerteile, eventuell auch brennende, umherfliegen könnten.
Zwei Feuerwehr-Kranfahrzeuge sind im Einsatz, sowie weiterhin ein Löschhubschrauber. Zum letzteren ist ein Hubschrauber der medizinischen Luftfahrt hinzugestoßen.
Nach vorläufigen Angaben des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB kamen zum gegenwärtigen Zeitpunkt beim Anschlag 40 Personen ums Leben, über 100 weitere wurden verletzt. Wie oben berichtet, waren alle Tickets für das Konzert in der 6.200 Sitze zählenden Halle ausverkauft, weswegen weitere Opfer nicht auszuschließen sind.
Reaktionen aus In- und Ausland
Gleich nach dem Anschlag machten zahlreiche Beobachter darauf aufmerksam, dass die Botschaften der USA und Großbritanniens in Russland noch Anfang März ihre Bürger über die Gefahr drohender Terroranschläge gewarnt hatten und riefen sie aufgerufen hatten, Orte mit hohem Menschenaufkommen tunlichst zu meiden.
So lautete die Warnung der US-Botschaft:
“Die Botschaft verfolgt Meldungen darüber nach, dass Extremisten in der nächsten Zeit große Menschenversammlungen in Moskau anzugreifen, Konzerte eingeschlossen. US-Bürger werden angehalten, große Menschenversammlungen im Laufe der kommenden 48 Stunden meiden.”
Anlässlich des Anschlags vom 22. März gab der nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses John Kirby gab einen Kommentar ab und behauptete:
“Ich denke, anhand der heutigen Nachrichtenlage ist es schwer, breitere Folgerungen zur instabilen Lage in Moskau oder irgendwo in Russland zu ziehen. Klar, es gibt Menschen in Moskau, in Russland, die der Art negativ gegenüber eingestellt sind, wie Herr Putin das Land regiert. Doch ich glaube nicht, dass wir zu dieser frühen Stunde bereits eine Verbindung zwischen dem Angriff auf die Einkaufspassage und jeglicher politischer Motivierung aufbauen sollten. Wir brauchen mehr Zeit und wir brauchen mehr Information.”
Kirby versuchte außerdem umgehend, möglichen Verdacht von der Ukraine von Vornherein abzuweisen:
“Zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine Anzeichen vor, dass die Ukraine – oder irgendwelche Ukrainer – in die Schießerei verwickelt waren. Aber es gilt auch wieder: Die Nachricht ist gerade frisch raus, wir können es mitverfolgen – aber ich würde mich an Ihrer Stelle jeglicher, möglicherweise falscher Annahme über eine Verbindung zur Ukraine fernhalten.”
Die Warnung der US-Botschaft im März habe “lediglich der eigenen Sicherheit” der US-Bürger gedient, so Kirby.
Das deutsche Außenamt verkündete auf X sein Mitleid mit den Opfern zu verkünden und forderte eine rasche Aufklärung des Anschlags.
Zum Zeitpunkt des Verfassens des Artikels wurde der Angriff von Italien, Weißrussland, Kirgisistan, die Türkei, Pakistan, Ägypten, Kuba, Kasachstan, Venezuela, Aserbaidschan, Deutschland, die USA und Armenien verurteilt.
Die gleichgeschaltete ukrainische Nachrichtenagentur UNIAN zitierte derweil den ukrainischen Militärgeheimdienst GUR, der nachweislich in die Organisation mehrerer Terroranschläge auf russischem Territorium verwickelt war, mit der Aussage, beim Terroranschlag in Moskau handle es sich um eine “bewusste Provokation” russischer Sicherheitsdienste und des russischen Präsidenten Wladimir Putin persönlich, vor denen die “Völkergemeinschaft” zuvor warnte. GUR-Sprecher Andrei Jussow behauptete:
“Der Tyrann zu Kreml begann damit seine Karriere und will sie mit ebensolchen Verbrechen gegen seine eigenen Bürger auch beenden.”
Maria Sacharowa, Russlands Außenamtssprecherin, kommentierte die Äußerung aus Washington wie folgt:
“Das weiße Haus hat erklärt, keine Indizien dafür zu sehen, dass die Ukraine oder Ukrainer in den Terroranschlag in Moskau involviert seien. Auf welcher Grundlage ziehen offizielle Vertreter Washingtons denn jegliche Folgerungen über irgendwessen nicht-Involviertheit, jetzt, auf dem Höhepunkt der Tragödie? Falls die USA irgendwelche Daten hierzu hatten oder haben, so müssen diese unverzüglich der russischen Seite verfügbragemacht werden. Falls aber solche Daten nicht vorliegen, so hat das Weiße Haus kein Recht, irgendjemandem Ablassbriefe auszustellen.”
Russlands Führung erklärte derweil, dass die zuständigen Behörden alle Beteiligten identifizieren werden. Dmitri Medwedew, Wladimir Putins Stellvertreter in der Funktion als Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates, sprach Beileid aus – und rief zu den härtesten Vergeltungsmaßnahmen für den Anschlag auf:
“Aufrichtiges Beileid den Familien der beim Terroranschlag ums Leben Gekommenen. Überhaupt allen Nahestehenden der Opfer und Verletzten wünsche ich jetzt viel seelische Kraft.
Terroristen verstehen nur Vergeltungsterror. Kein Gericht und keine Ermittlung wird helfen, solange man der Gewalt nicht Gewalt entgegenstellt – und den Morden durchgehende Hinrichtungen der Terroristen und Repressalien gegen ihre Familien. Welterfahrung.
Sollte herausgefunden werden, dass dies Terroristen des Kiewer Regimes waren, so ist es unmöglich, mit ihnen und ihren ideologischen Inspirationsquellen anders zu verfahren. Sie alle gilt es, ausfindigzumachen und gnadenlos als Terroristen zu vernichten. Einschließlich der offiziellen Vertreter des Staates, der eine solche Missetat beging.
Tod um Tod.”
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