In einem von der Zeitung Argumenty i Fakty geführten Interview berichtete Konstantin Abramow, Generaldirektor der Stiftung des staatlichen russischen Meinungsforschungsinstituts VZIOM, über die stabil zunehmende Tendenz unter den Russen, dauerhaft in ihrem Heimatland leben zu wollen. Er erläuterte:
“Eine überwältigende Mehrheit der Russen möchte nicht nur selbst in Russland leben bleiben, sondern wünscht sich dieses auch für ihre Kinder (84 Prozent). Diese Ansicht hat sich in den letzten zehn Jahren verfestigt (2014 – 72 Prozent).”
Abramow merkte zudem an, dass zwar der Wunsch nach einem “bequemen” Russland rückläufig sei, dies aber weiterhin eine dominante Einstellung darstelle. Er ergänzte:
“Zunehmend mehr Menschen legen Wert auf ein starkes, technologisch fortschrittliches Russland, das einen Stolz erwecken kann.”
Wie berichtet wird, haben die russischen Behörden über die Jahre angestrebt, dass traditionelle Werte wie Familie und Kinder bei Jüngeren vorherrschen und junge Russen motiviert sind, sich aktiv für ihr Land einzusetzen.
Dennoch warnt Abramow vor der besorgniserregenden Entwicklung besonders bei Bürgern unter 45 Jahren, die zunehmend einer Ideologie des Konsumismus und des individualistischen Lebens folgen würden. Diese westliche Einstellung sei vor etwa dreißig Jahren in Russland durch Medien, Kino, Zeichentrickfilme und Showbusiness populär gemacht worden und habe zur Entstehung einer mehr egozentrischen Gesellschaft beigetragen, so der VZIOM-Direktor.
Gleichzeitig weist er auf eine positive Veränderung in der Wertschätzung von Familienwerten hin: Während vor zehn Jahren die Mehrheit der Russen zwei Kinder als ideal ansah, meint heute eine Mehrheit von über 50 Prozent, dass man drei oder mehr Kinder haben sollte.
Das VZIOM ist das älteste staatliche Institut Russlands, das sich mit sozioökonomischen und Marktforschungen beschäftigt und regelmäßig Studien auf Basis von Meinungsumfragen durchführt.
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