Der Obermufti von Dagestan, Achmad Abdullajew, äußerte während einer Besprechung mit dem Oberhaupt der Teilrepublik, Sergei Melikow, seine Absicht, bald eine theologische Stellungnahme, bekannt als Fatwa, zu veröffentlichen, die das Tragen des Niqab verbietet. Der Niqab ist eine Gesichtsbedeckung, die bis auf die Augen das gesamte Gesicht verhüllt und von einigen muslimischen Frauen aus Gründen der Bescheidenheit getragen wird.
Abdullajew gab zu, dass diese Entscheidung innerhalb der russischen muslimischen Gemeinschaft nicht unumstritten sein dürfte, betonte jedoch seine Indifferenz gegenüber Kritikern: “Meine Haltung gegenüber Menschen, die mich kritisieren, ist neutral.”
Bereits im Mai hatte Waleri Fadejew, der Leiter des russischen Menschenrechtsrates, ein Verbot des Niqab vorgeschlagen. Er begründete dies mit der Notwendigkeit, nach einem schweren Terroranschlag in der Crocus City Hall, bei dem über 140 Menschen starben, sicherheitspolitisch gegen militante Islamisten vorzugehen. Der Moskauer Obermufti, Ildar Aljautdinow, lehnte diese Maßnahme jedoch ab, da sie die religiösen Freiheiten einschränke, woraufhin die Regierung sich auf die Seite des Muftis stellte.
Letzte Woche jedoch wurden bei Angriffen militanter Gruppen auf Christen und Juden in den dagestanischen Städten Derbent und Machatschkala mehr als 20 Personen, darunter zwölf Polizisten, getötet und 40 weitere verletzt. Nach diesen Anschlägen forderte Melikow ein Verbot des Niqab und erklärte, die Gesichtsbedeckung sei nicht nur untypisch für die Völker des Kaukasus, sondern stelle auch ein Sicherheitsrisiko dar. Er führte weiter aus: “Zunächst einmal ist diese Art Kleidung nicht typisch für die Völker des Kaukasus. Ich bin auch aus Sicherheitsgründen dagegen.” Melikow verwies darauf, dass der Niqab es Männern erlaube, sich zu verkleiden und Frauen, unerlaubte Gegenstände zu transportieren, und fügte hinzu, dass er dies aus seiner Erfahrung in Anti-Terror-Einsätzen sage.
Der Moskauer Mufti Aljautdinow hat sich bisher nicht zu der Neuigkeit aus Dagestan geäußert. Zuvor hatte er versichert, dass die muslimische Gemeinschaft ein Niqab-Verbot nur unterstützen werde, wenn die Strafverfolgungsbehörden einen direkten Zusammenhang zwischen dem Tragen dieser Kleidung und einem erhöhten Risiko für Extremismus nachweisen könnten.
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