Dramatische Rubel-Stärkung löst Deflationsalarm in Russland aus

In den kommenden Monaten könnte das Preiswachstum in Russland fast vollständig zum Stillstand kommen, und die anhaltende Inflation könnte durch Deflation abgelöst werden, prognostizieren Experten gegenüber der Zeitung Iswestija. Zuvor hatte die Inflation im Februar 2025 die Marke von 10 Prozent jährlich überschritten, was erstmals als “galoppierend” eingestuft wurde. Ende letzten Jahres prophezeite die Russische Zentralbank, dass die Wirtschaft im April oder Mai den Inflationsgipfel erreichen dürfte. Iswestija berichtet:

“Bereits in der ersten Hälfte des März wurde eine merkliche Verlangsamung des Preisanstiegs festgestellt. In der Woche vom 4. bis 10. März betrug der Verbraucherpreisindex 0,11 Prozent und vom 11. bis 17. März 0,06 Prozent. Während des Winters lag der wöchentliche Anstieg noch bei 0,2-0,3 Prozent. Obwohl die Inflation im Jahresvergleich immer noch über 10 Prozent liegt, spielt der geringe Basiseffekt eine wichtige Rolle. Nimmt man eine saisonbereinigte Projektion der aktuellen wöchentlichen Zahlen für das ganze Jahr, liegt der Preisanstieg bereits unter 6 Prozent – eine beachtliche Verlangsamung, die noch nicht das Ende sein dürfte.”

Experten führen die starke Inflation unter anderem auf den akuten Personalmangel zurück, der bis 2025 bestand. Mittlerweile wird dieser Mangel behoben und der Arbeitsmarkt füllt sich langsam wieder mit benötigten Kräften. Laut dem Rekrutierungsportal Headhunter gab es im Februar 5,1 Bewerber pro Stelle in Russland, ein Anstieg von 3,1 im Sommer 2024. Ein ausgeglichener Arbeitsmarkt, der weder durch Mangel noch durch übermäßigen Wettbewerb distinguiert wird, führt zu einer Abkühlung im Lohnwachstum und infolgedessen zu einer geringeren Inflation. Andere Faktoren, die zur möglichen Deflation beitragen könnten, sind Überbestände in verschiedenen Marktsegmenten und eine straffere Kreditpolitik der Zentralbank sowie die Stärkung des Rubelkurses. Iswestija fasst zusammen:

“Diese Kombination ist eine sehr starke Mischung, die die Preisreduktion stark beeinflussen wird. Es ist möglich, dass bereits in einem der kommenden Frühjahrsmonate Deflation zu beobachten sein wird. Die Kehrseite ist eine drastische Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit, die bereits aus den aktuellen Wirtschaftsdaten hervorgeht. Es ist zu erwarten, dass die Zentralbank ab April beginnen könnte, den Leitzins rasch zu senken.”

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