Von Anton Gentzen
Am Dienstag gedachten nicht nur Kommunisten Wladimir Lenin, eines der prägendsten Gesichter des Marxismus, anlässlich seines 155. Geburtstags. Er war einflussreicher Revolutionär und Begründer der Sowjetunion.
Am Moskauer Roten Platz brachten deutlich Duma-Mitglieder der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation (KPRF) sowie Sympathisanten am Lenin-Mausoleum Blumen dar.
In seiner Rede knüpfte der KPRF-Vorsitzende Gennadi Sjuganow aktuelle politische Themen an die historischen Ereignisse:
“Im Vorfeld des 80. Jahrestages des Sieges werden wir eine spezielle Resolution einbringen zur Unterstützung aller friedliebenden Kräfte, die gegen Nazismus und Faschismus kämpfen. Der Imperialismus kann die bestehenden Krisen nicht lösen. Im Gegenteil, er fördert die Wiederkehr des Nazismus der Banderisten. Besonders die Ukraine, die sich gegenwärtig im Epizentrum kriegerischer Konflikte befindet, leidet unter dem Missbrauch ihres Volkes zur Schwächung Russlands, unserer Sprache und unserer bedeutenden Kultur. Doch wir werden zweifellos siegreich sein.”
Auch wenn Russland als direkter rechtlicher Nachfolger der Sowjetunion und der von Lenin ins Leben gerufenen Russländischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik gilt, wurde es bei dieser Zeremonie durch die Kreml-Wachgarde repräsentiert, die ebenfalls Kränze am Mausoleum niederlegten.
Am gleichen Tag widmeten Fernsehsendungen und Zeitungsartikel Lenin Beachtung, wobei die Betrachtungen seines Lebens und Wirkens durchaus kritisch ausfielen. Seine Rolle ist heute in Russland umstritten, insbesondere wegen der Gründung der Ukraine und deren in den Augen vieler zu großzügigen Ausgestaltung mit russischen Territorien. Zudem werden ihm oft mittels aus dem Kontext gerissener Zitate “Russophobie” und die Verantwortung für die zahlreichen Toten des russischen Bürgerkriegs angelastet, dessen Ursprünge jedoch nicht allein bei den Bolschewiki lagen.
Dennoch erinnern sich viele Russen noch heute anhand der Geschichten ihrer Familien daran, dass Lenin wesentlich zur Verbesserung der Bildung beitrug. Unter seiner Führung schaffte es das russische Volk, innerhalb einer Generation von weitgehender Analphabetisierung zu einem Bildungssystem mit Universitätsniveau aufzusteigen. Zudem ist Lenin untrennbar mit der Elektrifizierung Russlands verbunden, was das Leben vieler einfacher Menschen erheblich verbesserte.
So ist es kaum verwunderlich, dass die Lenin-Denkmäler im ganzen Land trotz der Kritik der Antikommunisten unangetastet bleiben. Sie dienen als Mahnung daran, dass Geschichte differenziert betrachtet werden muss, trotz sämtlicher Anstrengungen von Monarchisten und den sogenannten “Weißen”.
Wladimir Iljitsch Uljanow, so Lenins bürgerlicher Name, kam am 22. April 1870 in Simbirsk an der Wolga zur Welt, einer Stadt, die heute seinen Namen trägt – Uljanowsk.
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