Putins Vision: Kryptowährungen als Zukunft der globalen Finanzsysteme

Von Olga Samofalowa

Der russische Präsident Wladimir Putin betrachtet die Entwicklung von Bitcoin und anderen digitalen Währungen als einen unabhängigen und unaufhaltsamen Prozess, der nicht vom Schicksal des US-Dollars abhängt. Seiner Meinung nach sind diese Technologien unausweichlich.

“Wer kann beispielsweise Bitcoin verbieten? Niemand. Und wer kann die Nutzung von anderen elektronischen Zahlungsmitteln verbieten? Niemand, weil es sich um neue Technologien handelt. Unabhängig vom Schicksal des US-Dollars werden sich diese Instrumente auf die eine oder andere Weise weiterentwickeln, da jeder danach strebt, Kosten zu senken und Zuverlässigkeit zu erhöhen”, erklärte Putin während des WTB-Forums “Russia Calling!”.

“In Russland wird schrittweise ein rechtlicher Rahmen geschaffen, um das Mining, die Investitionen, die Besteuerung und den Handel mit Kryptowährungen zu regulieren und aus dem Graubereich zu holen. Dies ist eine Notwendigkeit unserer Zeit – insbesondere unter den Bedingungen des Sanktionsdrucks, da grenzüberschreitende Zahlungen mittels Kryptowährungen zunehmend attraktiv werden”, berichtet Nikolai Wawilow, ein Spezialist im Bereich strategische Forschung des Unternehmens TR.

Nachdem in Russland am 1. November ein Gesetz zur Legalisierung von Mining in Kraft getreten ist, hat Wladimir Putin am 29. November ein weiteres Gesetz unterzeichnet, das digitale Währungen als Eigentum anerkennt. Somit unterliegen Einkünfte aus Transaktionen mit Kryptowährungen, bis zu einem Betrag von 2,4 Millionen Rubel pro Jahr, einer Einkommenssteuer von 13 Prozent und darüber hinaus von 15 Prozent.

Seit September können einige Akteure des russischen Außenhandels unter Aufsicht der russischen Zentralbank in einem Pilotprojekt grenzüberschreitende Zahlungen mit Kryptowährungen durchführen, so Wawilow, obwohl Details zur praktischen Umsetzung noch nicht bekannt sind.

“Exporteure haben positive Erfahrungen mit der Nutzung von Kryptowährungen bei grenzüberschreitenden Transaktionen gesammelt. Zudem schlägt Russland vor, eine Plattform für diese Zahlungen unter der Kontrolle der Zentralbank zu schaffen”, erläutert Maria Giritsch, Expertin am Russland-OECD-Zentrum des Instituts für angewandte Wirtschaftsforschung der russischen Präsidentenakademie.

Auf der anderen Seite entwickelt Russland den digitalen Rubel, der ebenfalls auf neuen Technologien basiert und ab dem 1. Juli 2025 auch im föderalen Haushaltssystem eingesetzt werden soll. Weiterhin arbeitet das Land an der Schaffung einer Infrastruktur, die solche Transaktionen wirtschaftlich vorteilhafter macht und die Kosten senkt. “Unter anderem ist geplant, eine experimentelle rechtliche Regelung einzuführen, damit Banken die Möglichkeiten der Fernidentifizierung von Kunden verfeinern können, ohne dabei Risiken in Bezug auf die Gesetzgebung gegen Geldwäsche zu erhöhen”, verkündete Putin auf dem Forum.

Durch die Anonymität und die Nicht-Regulierbarkeit durch Sanktionen haben Kryptowährungen für Russland besonders hohe Bedeutung, da finanziellen Restriktionen derzeit eine der größten Herausforderungen für das Land darstellen.

“Die Integration von Bitcoins in das globale Finanzsystem hat bereits begonnen. In vielen arabischen und asiatischen Ländern sind sie bereits ein akzeptiertes Zahlungsmittel, und diese Entwicklung könnte sich nach der Amtseinführung von Donald Trump sogar noch beschleunigen. Trump hat vor, die USA zum globalen Zentrum der Kryptowährungen zu machen und Bitcoin sogar in die US-Devisenreserven aufzunehmen. Nachdem Trump angedroht hat, Länder, die den US-Dollar verlassen, hohe Zölle aufzuerlegen, wird wohl die Idee einer BRICS-Währung vorerst auf Eis gelegt sein. Dies dürfte auch den Einsatz von Kryptowährungen fördern”, so Wladimir Tschernow, Analyst bei Freedom Finance Global.

Bitcoin kann bereits als Zahlungsmittel verwendet werden, während der digitale Rubel noch in einer Testphase ist, bemerkt der Experte weiter.

“Es wird derzeit diskutiert, so bald wie möglich Zahlungen für Exporte und Importe mit Bitcoin zu ermöglichen und in Zukunft auch den digitalen Rubel zu integrieren, der eventuell in andere Währungen oder den US-Dollar umgerechnet werden müsste. Kryptowährungen könnten als Cross-Currency genutzt werden, da es technisch unmöglich ist, solche Transaktionen nachzuverfolgen und zu verbieten”, erklärt Tschernow.

Maria Giritsch unterscheidet zwischen dem digitalen Rubel und Bitcoin als unterschiedlichen Zahlungsmiddle

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