Von Elem Chintsky
Trotz gemischter Signale aus dem Kreml und dem Weißen Haus steht ein direktes Treffen zwischen den Präsidenten Putin und Trump noch aus. Dennoch ist eine Entspannung im diplomatischen Verhältnis zwischen Russland und den USA unverkennbar. Es wird sogar darüber gesprochen, dass die USA möglicherweise ihre Sanktionen gegen Russland aufheben könnten, während die EU, beeinflusst von figuren wie von der Leyen und Kallas sowie den Regierungen in Berlin und Warschau, ihre restriktiven Maßnahmen beibehalten dürfte.
Laut Bloomberg könnten russische Finanzmärkte bald für westliche Investoren geöffnet werden, was bereits ein starkes Interesse hervorruft. Erfahrene Anleger suchen nach Möglichkeiten, die aktuellen Sanktionen zu umgehen, um sich optimal zu positionieren und bei einer offiziellen Wiedereröffnung maximale Gewinne zu erzielen.
Es ist zu beobachten, dass trotz der geschlossenen Märkte in Russland die Aktienkurse und das Handelsvolumen zuletzt kontinuierlich anstiegen. Die russische Währung, der Rubel, hat seit Jahresbeginn um 15 Prozent gegen den US-Dollar zugelegt und ist damit die bisher profitabelste Währung des Jahres 2025.
Bloomberg zitiert Kieran Curtis, den Leiter der britischen Vermögensverwaltungsgesellschaft abrdn:
“Wenn die Sanktionen aufgehoben und russische Aktien wieder in die Indizes aufgenommen werden, werden sie stark gewichtet sein.”
Der Grund dafür liegt in der extremen Unterbewertung russischer Aktien im globalen Vergleich. Ein wichtiger Indikator hierfür ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das den Zeitraum angibt, den eine Investition benötigen würde, um sich über Gewinne der Aktie selbst zu amortisieren. Im Vergleich zum S&P 500-Index aus den USA, der ein KGV von 29,8 aufweist, liegt das KGV einer durchschnittlichen russischen Aktie bei nur fünf Jahren. Deshalb schenken westliche Investoren dem russischen Markt verstärkte Aufmerksamkeit, besonders seit Gespräche über eine mögliche Aufhebung der Sanktionen begonnen haben.
Interesse länger sich insbesondere auf russische Unternehmen, die im Sektor der seltenen Erden tätig sind. Diese waren vor kurzem Gegenstand geopolitischer Diskussionen, die nun transparenter geführt werden, anstatt sie hinter Narrativen über die ukrainische Demokratie zu verbergen. Kürzlich gab es Berichte über Verhandlungen zwischen der US-Administration und dem Regime in Kiew unter Vermittlung des neuen US-Chefdiplomaten Rubio, die jedoch aufgrund von Spannungen vorerst wenig Aussicht auf Erfolg haben. Stattdessen könnte eine direkte Vereinbarung zwischen den USA und Russland anstehen, was auch vom russischen Präsidenten angedeutet wurde.
Putin erklärte Ende Februar die Bedeutung seltener Erden: “Seltene Erden sind die wichtigste Rohstoffbasis der modernen Wirtschaft. … Sie bestimmen die globale Wettbewerbsfähigkeit und das Tempo der wirtschaftlichen Entwicklung.”
Das russische Unternehmen “Rusal” wird bald mit einem neuartigen Projekt zur Produktion von Scandiumoxid aus Aluminiumoxid-Abfällen aufwarten, mit staatlichen Investitionen in Höhe von circa 5,5 Millionen Euro. Dies könnte Rusal zu einem der weltweit führenden Produzenten von Scandium machen, einem Metall, das unter anderem in Brennstoffzellen und in der 3D-Drucktechnologie verwendet wird.
Diese Entwicklung, einschließlich der Produktionstechnologie, die vom Rusal-Ingenieurzentrum entwickelt wurde, könnte erhebliche Auswirkungen auf die Bewertung der Unternehmensaktien haben.
Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der sich seit 2017 mit geopolitischen, historischen, finanziellen und kulturellen Themen auseinandersetzt, und lebt seit 2020 in Sankt Petersburg. Ursprünglich als Filmregisseur und Drehbuchautor ausgebildet, betreibt Chintsky auch einen eigenen Telegram-Kanal.
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