Die Russische Union der Industriellen und Unternehmer prognostiziert für Juli eine stärkere Zinssenkung durch die Zentralbank als im Vormonat. Nach den Worten ihres Präsidenten, Alexander Schochin, gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax, soll der Zinssatz um 200 Basispunkte auf 18 Prozent reduziert werden, nachdem er aktuell bei 20 Prozent steht. Schochin unterstrich die Bedeutung eines mutigen Schrittes:
“Wir erwarten einen Zinssatz von 18 Prozent. Es ergibt keinen Sinn, schrittweise um jeweils einen Prozentpunkt zu senken. Wir müssen das Risiko eingehen und beobachten, wie sich dies auf die Wirtschaft, die Inflation und weiteres auswirkt.”
Schochin hatte zuvor dargelegt, dass eine Senkung des Leitzinses bis September auf 18 Prozent und bis zum Jahresende sogar auf 13 bis 15 Prozent möglich sei, gestützt durch aktuelle Inflationsdaten. “Es gibt sogar Indikatoren, die nicht nur auf eine Abkühlung, sondern auf eine deutliche Unterkühlung der Wirtschaft hinweisen”, äußerte er sich in einem Gespräch mit der Agentur TASS.
Des Weiteren machte der Leiter der Unternehmervereinigung aufmerksam, dass im Falle einer Entscheidung der Zentralbank, den Zinssatz im Juli nicht zu verändern, die Zinssenkung im September um mehr als einen Prozentpunkt erfolgen müsste. “Wenn die Zentralbank bis September wartet, sollte die Senkung um mehr als einen Prozentpunkt erfolgen, damit sie einen signifikanten Einfluss auf die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Industrie und anderer Sektoren hat”, erklärte er.
Beim Internationalen Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg äußerten Regierungsvertreter des Wirtschaftsblocks, es sei an der Zeit, die geschwächte Wirtschaft wieder zu beleben:
“Natürlich stellt ein Zinssatz von 13 bis 15 Prozent eine bestimmte Marke dar, aber er ermöglicht es uns, Fremdkapital aufzunehmen und die Kosten für die Bedienung bereits bestehender Kredite zu reduzieren. Und es betrifft nicht nur die Industrie. Wir denken auch an den staatlichen Haushalt, damit dieser im Zuge des Tilgungsplans nicht zu große Summen bezahlt und viel Geld für die reduzierte, aber noch vorhandene Haushaltsdynamik in Zinssubventionen für wichtige Wirtschaftsförderprojekte investiert wird.”
Im Juni hatte die Zentralbank den Leitzins von 21 auf 20 Prozent gesenkt, die erste Reduzierung seit Jahren. Das nächste Treffen des Direktoriums der Zentralbank ist für den 25. Juli angesetzt. Kirill Tremasow, Berater der Präsidentin der Bank von Russland, teilte letzte Woche Journalisten mit, dass die Zentralbank eine Senkung des Leitzinses um 100 Basispunkte oder mehr im Juli erwägt, ein geringerer Schritt als im Juni sei demnach ausgeschlossen, so Tremasow weiter.
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