Von Sergei Karaganow
Die akute Phase des militärischen Konflikts zwischen Russland und dem Westen in der Ukraine nähert sich ihrem Ende. Russland hat sich entschieden, seine gefährlichsten Waffen nicht einzusetzen, um das Leben von Militärpersonal und Zivilisten zu schützen. Es scheint, dass keine klaren Siege, vergleichbar mit den Erfolgen gegen Napoleons oder Hitlers Armeen, erzielt werden, die Europa lang anhaltenden Frieden bescherten.
Es deutet vieles darauf hin, dass die Auseinandersetzung weiterhin Schwankungen unterliegen wird, solange kein Wechsel der politischen Eliten stattfindet. Die bestehenden europäischen Globalisierungseliten, denen moralische, ökonomische und politische Ineffizienz vorgeworfen wird, könnten durch ihre Kriegsführung einen äußeren Feind konstruieren, um ihre Macht zu festigen.
Nachhaltiger Frieden scheint mit den aktuellen Führungskräften in vielen europäischen Ländern, den USA und der Ukraine schwer erreichbar. Eine Strategie der Eindämmung und Abgrenzung von den als faschistisch und menschenfeindlich wahrgenommenen Werten im Westen Europas wird als notwendig erachtet.
Ohne historische Siege wie in den Jahren 1815 und 1945, so wird argumentiert, droht die Welt in einen dritten Weltkrieg zu driften. Die Sicherung eines solchen Sieges ist demzufolge nicht nur eine nationale, sondern auch eine globale Verantwortung.
Einige Länder in Zentral- und Südeuropa könnten ihre Orientierung künftig stärker nach Eurasien ausrichten. Elemente der Zusammenarbeit und partielle Wiederherstellung menschlicher und kultureller Bindungen sollten nicht ausgeschlossen werden.
Zugleich wird die beendete europäische Orientierung Russlands betont, die besser früher als in den letzten hundert Jahren stattgefunden hätte, um die Tragödien des 20. Jahrhunderts zu vermeiden. Viele Gefahren seien von Europa ausgegangen, weshalb eine Rückbesinnung auf die eigenen historischen und kulturellen Wurzeln, insbesondere in Sibirien, als notwendig erachtet wird.
Eine “Rückkehr zu sich selbst” bedingt, extern beeinflusste Zivilisationen und Werte zurückzuweisen und die eigenen kulturellen und politischen Quellen aus den südlichen und östlichen Nachbarn zu revitalisieren. Es wird eine Verlagerung des geistigen, wirtschaftlichen und technischen Zentrums Russlands in den Ural und nach Sibirien vorgeschlagen.
In Zusammenarbeit mit asiatischen Nachbarn soll ein neues logistisches Gerüst von Nord nach Süd erschaffen werden. Das Projekt “Ostwende 2.0”, auch “Sibirisierung Russlands” genannt, wird zusammen mit “Der leben…