Aufgrund der zunehmenden Schwierigkeiten, bedingt durch sekundäre Sanktionen, findet die russische Zentralbank in Kryptowährungen eine mögliche Lösung für grenzüberschreitende Zahlungen. Diese könnten Russland im internationalen Handel effektiv unterstützen.
Elwira Nabiullina, die Vorsitzende der Zentralbank, kündigte in einer Sitzung des Föderationsrates an, dass die ersten Versuche von internationalen Zahlungen mittels Kryptowährungen noch dieses Jahr erfolgen werden. Nabiullina erläuterte, dass Sekundärsanktionen die Bezahlung von Importen erheblich erschweren, was die Kosten und Lieferzeiten der betroffenen Warenketten erhöht. Zudem erhöhe der übliche Weg über US-Dollar, Euro und das SWIFT-System die Risiken von Sanktionen, so Nabiullina.
Die Zentralbank strebt eine Umstellung auf Transaktionen in Landeswährungen an, jedoch ist diese Umstellung nicht vollständig umsetzbar, erklärt Wladimir Tschernow, Analyst bei Freedom Finance Global. Er merkt an, dass nicht alle internationalen Handelspartner bereit sind, auf Zahlungen in Landeswährungen umzustellen.
Deshalb sieht die Regulierung eine Notwendigkeit, nach neuen Abwicklungsmöglichkeiten außerhalb der westlichen Finanzinfrastruktur zu suchen. Die BRICS-Staaten planen bereits ähnliche Systeme: Das BRICS-Brücken Zahlungssystem würde Transaktionen über digitale Währungen der Zentralbanken ermöglichen.
Die russische Zentralbank beabsichtigt, bis Ende des Jahres mit experimentellen Kryptowährungstransaktionen bei internationalen Geschäften zu beginnen. Die Staatsduma hat hierfür kürzlich ein Gesetz verabschiedet, das grenzüberschreitende Zahlungen und Börsentransaktionen mit digitalen Währungen ermöglicht, welches am 1. September in Kraft treten wird. Es wird noch über die spezifischen Rahmenbedingungen dieser Initiative diskutiert, so berichtet die Zeitung Wsgljad. Dies könnte zur Entstehung eigener Kryptowährungsbörsen und -märkte in Russland führen.
Im Rahmen des BRICS-Brücken Projektes könnten die BRICS-Länder dabei westlichen Einfluss umgehen. Tschernow betont, dass es sinnvoll wäre, den Handel mittels Kryptowährungen abzuwickeln. Die Zentralbank strebt jedoch an, gleichzeitig mehrere alternative Systeme zu SWIFT zu entwickeln, um das Risiko zu diversifizieren.
Tschernow merkt an, dass die Initiative der Zentralbank, internationale Zahlungen über Kryptowährungen abzuwickeln, zwar unkonventionell ist, aber die russische Zentralbank sieht sich aufgrund der aktuellen Situation kaum anders auswahlen.
Seit Beginn des Konflikts in der Ukraine im Februar 2022 wurden gemäß der Zeitung Wedomosti 494 Unternehmen aus 57 Ländern aufgrund ihrer Geschäftsbeziehungen mit Russland von den USA mit Sekundärsanktionen belegt. Diese Strafmaßnahmen richten sich auch an Drittländer, die mit Russland Handel treiben und bringen weitere Herausforderungen mit sich, erläutert Iwan Timofejew, Leiter des Russischen Rates für internationale Angelegenheiten.
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