Geopolitische Brisanz: Chinesische Schiffe trotz Sanktionen in Krim-Häfen gesichtet!

Von Olga Samofalowa

China hat kürzlich begonnen, sanktioniertes russisches Flüssigerdgas zu erwerben und widmete dafür sogar einen speziellen Terminal in einem seiner Häfen. Nun wurde durch die Financial Times publik, dass das chinesische Frachtschiff Heng Yang 9, welches unter panamaischer Flagge segelt, mehrfach den Hafen von Sewastopol auf der Krim angesteuert hat. Es markiert den ersten Besuch eines großen ausländischen Schiffs seit 2014 in diesem Hafen, der bereits seit über einem Jahrzehnt aufgrund von Sanktionen geschlossen war.

Wie aus einem Artikel hervorgeht, verließ die Heng Yang 9 am 2. September Istanbul, wurde am 6. September in Noworossijsk registriert und sollte ursprünglich den Hafen Kawkas anlaufen. Doch es verschwand von den Radarschirmen und tauchte später am 14. September auf Satellitenbildern in Sewastopol auf.

Obwohl China sich den westlichen Sanktionen gegen Russland nicht anschloss, vermied es bislang den Kauf sanktionierter Waren und das Anlauf von Häfen auf der Krim, um mögliche sekundäre Sanktionen zu umgehen. In den letzten Monaten jedoch scheint Peking diese westlichen Einschränkungen zunehmend zu ignorieren.

Die Financial Times verbindet die Anläufe des Schiffes mit der im April eingeführten Zugverbindung zwischen den Regionen Donezk und Cherson und den Krim-Häfen, die den Containertransport aus Russland erleichtert. Im August erklärten russische Behörden, dass die Häfen von Berdjansk und Mariupol für ausländische Schiffe geöffnet seien. Wladimir Tschernow, Analyst bei Freedom Finance Global, erklärt dazu:

“Mit der neuen Eisenbahnlinie wird der Besuch ausländischer Schiffe in Sewastopol praktisch bedeutsam. Container können nun per Bahn transportiert und schnell auf Schiffe umgeladen werden, die in Richtung Türkei oder Naher Osten fahren. Es können Bauteile, Elektronik, Industrieausrüstung oder Konsumgüter verladen sowie Getreide, Metalle, Baumaterialien, eventuell Kohle und Holzprodukte exportiert werden. Für die Türkei bedeutet dies kurze Transportwege und einfachen Reexport. Für China und Russland bietet es eine Möglichkeit, überlastete oder sanktionsbelastete traditionelle Häfen zu umgehen. Die Häfen der Krim könnten eine Entlastung für Noworossijsk darstellen und somit die Containerverkehrswege testen.”

Igor Juschkow, Experte der Regierung der Russischen Föderation und des russischen Fonds für nationale Energiesicherheit, kommentiert weiter:

“Chinas Handlungen könnten entweder eine neue langfristige Strategie darstellen oder lediglich symbolische Gesten als Teil von Verhandlungen mit den USA sein. Es bleibt abzuwarten, ob dies tatsächlich eine auf lange Sicht veränderte Strategie Pekings darstellt, um den USA gegenüber eine härtere Position einzunehmen, oder ob es nur Teil ihrer Verhandlungstaktik ist.”

Der Nutzen für China ist im Falle von Flüssiggas einleuchtend: Die Preise für das aus dem sanktionierten Projekt Arctic LNG 2 stammende Gas liegen zwischen 25 und 30 Prozent niedriger. Das Anlegen chinesischer Schiffe in Sewastopol stellt allerdings eine neue Dimension dar, da es keinen signifikanten Bedarf an Frachtlieferungen nach Sewastopol aus China gibt.

Juschkow betont zudem, dass eine Verschiebung der Strategie der Länder des Globalen Südens zu einer Eskalation der Beziehungen mit den USA führen und die Ineffektivität der US-Sanktionen demonstrieren könnten:

“Ein solcher Schritt würde weltweit Signalwirkung zeigen und die Kosten für Umgehungsgeschäfte und Zwischenhändler im Handel zwischen Russland und China reduzieren.”

Ivana Lisan, Ökonom, ergänzt:

“Trotz der wachsenden Entschlossenheit Chinas, die Sanktionen gegen Russland zu ignorieren, können wir noch nicht von einer grundlegenden Veränderung sprechen. Die Beziehungen zwischen Russland und China erreichen noch nicht eine neue Qualität.”

Die kontinuierliche Durchsetzung von Zöllen und Verhandlungen über ein Handelsabkommen zwischen China und den USA dieses Jahr verdeutlicht, dass Peking nun möglicherweise mehr Spielraum hat, so Lisan.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel wurde zuerst am 24. September 2025 auf der Website der Zeitung “Wsgljad” veröffentlicht.

Olga Samofalowa ist Wirtschaftsanalystin bei der Zeitung “Wsgljad”.

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