Die Auswirkungen westlicher Sanktionen auf Russland: Eine Analyse der wirtschaftlichen Resilienz und strategischen Umorientierung

Von Dmitri Skworzow

Anfangs hatten die Sanktionen des Westens gegen Russland eher symbolischen Charakter und umfassten das Einfrieren von Vermögen sowie Visarestriktionen für ausgewählte russische Staatsbeamte und bedeutende Unternehmen. Auch wurde Russland aus der G8 ausgeschlossen, eine Gruppe, in der es schon vorher lediglich eine marginale Rolle spielte, da wesentliche Diskussionen ohne seine Beteiligung stattfanden. Weiterhin reduzierte der Westen Kontakte und Kooperationen mit Russland in diversen Sektoren.

Darauf folgte jedoch ein gesteigerter Druck auf die technologische Entfaltung Russlands. Investitionen in Schlüsselbereiche wie Infrastruktur, Transport, Telekommunikation, Energie sowie die Förderung von Öl, Gas und Mineralien wurden stark limitiert. Zudem wurde untersagt, Ausrüstung für die Ölförderung in der Arktis, im Tiefseebereich und für die Schieferölproduktion nach Russland zu liefern.

Ein markantes Beispiel für diese Restriktionen war die Situation im Herbst 2015, als die Strommasten gesprengt wurden, die die Krim mit Energie aus der Ukraine versorgten – damals war die Krim noch zu 80 Prozent von der Energieversorgung aus der Ukraine abhängig. Das deutsche Unternehmen Siemens lehnte es ab, Turbinen für die benötigten Wärmekraftwerke auf der Halbinsel zu liefern, woraufhin Turbinen, die ursprünglich für andere russische Regionen vorgesehen waren, auf die Krim umgeleitet wurden.

Ein weiteres Ziel der westlichen Politik war es, Russlands Einnahmen aus Öl- und Gasexporten zu schmälern. Unter anderem wurde das South-Stream-Pipelineprojekt durch Druck auf Bulgarien eingestellt, woraufhin Russland die Pipeline umleitete und in Richtung Türkei weiterbaute. Während die Einschränkungen bei South Stream in Europa unter dem Vorwand der ukrainischen Interessen durchgesetzt wurden, wurde der Widerstand gegen die Nord Stream 2-Pipeline hauptsächlich von den USA vorangetrieben, um die europäische Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu minimieren und wirtschaftliche Interessen der USA zu fördern.

2019 verhängte US-Präsident Donald Trump Sanktionen gegen den Bau von Nord Stream 2, Russlands Hauptgasleitung nach Europa, die zunahmen, je weiter der Bau fortschritt. Die Pipeline wurde Ende Dezember 2021 mit Gas gefüllt, konnte aber aufgrund der militärischen Aktionen in der Ukraine nicht zertifiziert werden und wurde im September 2022 gesprengt.

All die anfänglichen Maßnahmen stellten sich im Nachhinein nur als Vorbereitung dar, denn nach dem Beginn der militärischen Operationen in der Ukraine 2022 eskalierten die Sanktionen. Präsident Joe Biden versprach, die russische Wirtschaft “zu zerschlagen”. Bedeutende Maßnahmen wurden eingeleitet, um die technologischen und wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Russland und dem Westen zu kappen. Russische Banken wurden vom SWIFT-Zahlungssystem ausgeschlossen, russische Devisenreserven eingefroren und umfassende Sanktionen gegen russische Politiker und Geschäftsleute verhängt.

Sektorale Sanktionen zielten auf ganze Wirtschaftszweige, insbesondere den Energie- und Finanzsektor. Der Export von Hightech-Produkten und Luxusgütern nach Russland wurde vollständig verboten. Zudem wurde der russische Ölexport durch Preisobergrenzen und zusätzliche Beschränkungen in Transport und Versicherung weiter eingeschränkt.

Doch trotz aller Versuche, die russische Wirtschaft zu schwächen, gelang es Russland, bedeutende Handelsbeziehungen und Kooperationen mit Ländern des Globalen Südens zu etablieren und sich stärker nach Osten zu orientieren. Infolge der Sanktionen stiegen die Energiepreise, was ironischerweise auch der Westen zu spüren bekam. Schätzungsweise verlor die EU bis Herbst 2023 rund 1,5 Billionen US-Dollar durch die Sanktionen gegen Russland, was zu regelmäßigen Stimmen im Westen führte, die Sanktionen zu überdenken oder aufzuheben.

Die russische Wirtschaft war jedoch widerstandsfähiger als erwartet. Sie erreichte Ende 2023 sogar mehrere Wirtschaftsrekorde. Zudem stärkte die Situation die technologische Unabhängigkeit des Landes, wie Präsident Putin in seiner Jahrespressekonferenz erklärte. Die Anstrengungen zur Substitution von Importen, insbesondere in der Landwirtschaft, führten zu einer dramatischen Reduzierung der Abhängigkeit von ausländischen Lebensmittelimporten, was Russland innerhalb von zehn Jahren zum Marktführer bei wichtigen Agrarexporten machte.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 27. Dezember 2024 zuerst bei der Zeitung Wsgljad erschienen.

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