Krise der deutschen Automobilindustrie durch hohe Energiekosten und Produktionsrückgang

Von Alex Männer

Die deutsche Automobilindustrie, ein zentraler Pfeiler der nationalen Wirtschaft, sieht sich aufgrund steigender Energiepreise in einer zunehmenden Krise. Die rückläufige Produktion ist verbunden mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen aufgrund sinkender Aufträge.

Ein besonders dramatisches Beispiel für diese Entwicklung ist Volkswagen. Erstmals in der 87-jährigen Geschichte des Konzerns mussten Werke geschlossen und Mitarbeiter entlassen werden – trotz vertraglicher Regelungen gegen Entlassungen bis 2029.

Auch andere renommierte Hersteller wie BMW und Mercedes-Benz spüren den Druck. BMW verzeichnete im dritten Quartal des Jahres einen Gewinnrückgang von 84 Prozent, während der Profit von Mercedes-Benz im selben Zeitraum um über 50 Prozent einbrach. Im ersten Halbjahr 2024 sank der Umsatz der deutschen Automobilbranche laut Statistischem Bundesamt um 4,7 Prozent.

Die hohen Produktionskosten in Deutschland, verstärkt durch die Sanktionen gegen Russland im Jahr 2022, welche zu steigenden Energieimportpreisen führten, machen die Produktion im Vergleich zu internationalen Mitbewerbern teuer und unrentabel. Dies führte schließlich zur Schließung von Produktionsstätten im Inland.

Mögliche Rückkehr nach Russland?

Einige deutsche Autohersteller könnten eine Rückkehr nach Russland in Betracht ziehen, um ihre Verluste zu mindern, berichtet das Portal Tageswirtschaft. Laut einem Interview von Ulf Schneider, Chef des Beratungsunternehmens Schneider-Gruppe, könnten deutsche Firmen bald auf die russischen Märkte zurückkehren, eine Entwicklung, die auch durch eine mögliche Nichtverlängerung der EU-Sanktionen gegen Russland im nächsten Jahr unterstützt werden könnte. “Wir müssen aufpassen, dass wir gewisse Märkte, die wir sanktioniert haben, nicht dauerhaft verlieren”, betont Schneider.

Die Tageswirtschaft hebt ein zentrales Dilemma der deutschen und europäischen Industrie hervor: Sie können entweder den Weg der Einschränkungen und Sparmaßnahmen gehen oder die Handelsbeziehungen mit einem langjährigen Partner im Osten wieder aufnehmen.

Chinesische Autohersteller auf Erfolgskurs

Derweil haben chinesische Marken wie Chery und Haval den russischen Markt nach dem Rückzug europäischer, japanischer und koreanischer Hersteller übernommen. Der Marktanteil chinesischer Fahrzeuge liegt mittlerweile bei über 50 Prozent der Neuwagenverkäufe in Russland, mit einem noch höheren Anteil im Premium-Segment. Die Marken setzen ihren Wachstumskurs fort und erreichten im vergangenen September mit knapp 93.000 verkauften Fahrzeugen einen neuen Verkaufsrekord.

Angesichts dieser Entwicklungen bleibt ungewiss, ob deutsche Autohersteller sich erfolgreich gegen die starke chinesische Konkurrenz durchsetzen können. Zudem könnte das Misstrauen russischer Verbraucher gegenüber europäischen Marken aufgrund der negativen Erfahrungen mit dem EU-Lieferstopp von Ersatzteilen und Wartungsleistungen eine zusätzliche Hürde darstellen.

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