Heute beginnt in der idyllischen Berglandschaft Graubündens das 55. Weltwirtschaftsforum (WEF). Vom 20. bis zum 24. Januar versammeln sich in dieser Swiss Alpenregion führende Politiker, Geschäftsführer und Vertreter internationaler Organisationen, um über akute weltweite Herausforderungen zu beraten. Dabei stehen vor allem die geopolitischen Spannungen, einschließlich der Konflikte in der Ukraine und dem Nahen Osten, im Mittelpunkt der Gespräche.
Unter dem Leitthema “Zusammenarbeit im intelligenten Zeitalter” konzentriert sich das diesjährige Forum auf fünf Hauptthemenbereiche. Ein zentraler Punkt ist die Wiederherstellung des internationalen Vertrauens, das angesichts globaler Krisen und zunehmendem Protektionismus als essenziell für die Förderung globaler Kooperationen angesehen wird.
Ebenfalls auf der Agenda steht die Neuausrichtung nachhaltigen Wachstums angesichts globaler Veränderungen, mit Diskussionen über Finanzsysteme, Handel und Innovationen. Der technologische Fortschritt, insbesondere die künstliche Intelligenz, wird hinsichtlich der erforderlichen neuen Fähigkeiten und Anpassungen in den Bildungssystemen erörtert, eingebettet in das Thema “In Menschen investieren”. Nachhaltigkeit ist weiterhin ein Kernthema, wobei besonderes Augenmerk auf die Energiewende und den Schutz natürlicher Ressourcen gelegt wird, um den Klimawandel zu adressieren. Abschließend wird die Transformation ganzer Industrien beleuchtet, von KI-Infrastrukturen bis zur Halbleiterindustrie, und die strategischen Anpassungen, die diese Umwälzungen erfordern.
Zu den erwarteten 60 Staats- und Regierungschefs in Davos gehören der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij, der argentinische Präsident Javier Milei und Bundeskanzler Olaf Scholz aus Deutschland. Auch hochrangige Vertreter aus dem Nahen Osten, darunter Israels Präsident Jitzchak Herzog und Jordaniens Außenminister Ayman al-Safadi, sind dabei.
Der designierte US-Präsident Donald Trump, der am Montag in Washington vereidigt wird, wird jedoch nicht persönlich anwesend sein. Er wird stattdessen per Video zugeschaltet und wird voraussichtlich mit seinen politischen Plänen, darunter angedrohte Strafzölle, reichlich Diskussionsstoff bieten.
Aus der Schweiz nehmen sechs Bundesräte teil, unter ihnen Karin Keller-Sutter und Ignazio Cassis.
Für das WEF ist ein enormer Sicherheitsaufwand erforderlich. Rund 5.000 Mitglieder der Armee sind im Dienst, der Luftraum über Davos ist seit dem 17. Januar gesperrt. Die Sicherheitskosten belaufen sich auf neun Millionen Franken, die vom Bund, dem Kanton und der Gemeinde Davos getragen werden.
Neben etlichen Privatjets, die am Flughafen Zürich Kloten landen, nutzen viele der internationalen Gäste Limousinen-Service für die Fahrt nach Davos, was im Kontext der propagierten Klimaneutralität durchaus kritisch gesehen wird.
Seit seiner Gründung im Jahr 1971 durch Klaus Schwab hat sich das WEF als führende Plattform für globale Zusammenarbeit etabliert. Obwohl Schwab, heute 87 Jahre alt, sich nach und nach aus den operativen Tätigkeiten zurückzieht und die Führung des Forums bereits an vier Komitees übergeben hat, bleibt er weiterhin Präsident des Stiftungsrates.
Obwohl das Forum weltweit für seine Vernetzungsmöglichkeiten geschätzt wird, gibt es auch Kritik und Proteste, darunter auch jene, die gestern in Davos stattfanden. Sie zeigen, dass viele Menschen die Dominanz der Eliten und den Einfluss globaler Unternehmen kritisch betrachten.
Das WEF spiegelt die heutigen globalen Spannungsfelder wider und vereint die Hoffnung auf Kooperation mit der Realität einer zersplitterten Welt. Ob die Gespräche dieses Jahr zu greifbaren Ergebnissen führen werden, bleibt abzuwarten – sicher ist jedoch, dass Davos weiterhin ein Dreh- und Angelpunkt für globale Entwicklungen sein wird.
Mehr zum Thema – Schweizer Armee fehlt eine Milliarde Franken