Ende einer Ära: Zürichs historisches Warenhaus Jelmoli schließt seine Türen für immer!

Am vergangenen Freitag hat das renommierte Zürcher Kaufhaus Jelmoli, nach mehr als einem Vierteljahrhundert, seine Pforten endgültig geschlossen. Bekannt als der “Glaspalast” an der Bahnhofstrasse, erlebte das Warenhaus seinen letzten Tag mit einem großen Ausverkauf, der sowohl Schnäppchenjäger als auch langjährige Stammkunden anzog, die Abschied von einem Stück Stadtgeschichte nehmen wollten.

Für viele Einwohner Zürichs war Jelmoli mehr als nur ein Einkaufsort – es war ein Stück ihrer Kindheit, ein Ort für besondere Anschaffungen oder einfach ein vertrauter Treffpunkt im Herzen der Stadt. Daher empfanden viele Kunden Wehmut beim Durchwandern der beinahe leeren Verkaufsetagen am letzten Tag. Die Regale waren weitgehend leergeräumt und die letzten Produkte zu Schleuderpreisen verkauft, während hier und da Tränen vergossen wurden.

Besonders emotional war der Abschied für die Mitarbeiter, viele von ihnen waren seit Jahrzehnten Teil der Jelmoli-Familie. Während einer internen Ansprache am Morgen wurden Tränen vergossen – die persönlichen Verbindungen zu diesem Ort waren stark. “Es tut weh, diesen Ort zu verlassen”, erklärte eine Mitarbeiterin, die anonym bleiben wollte und erwähnte, dass die Geschäftsführung die Kommunikation mit den Medien untersagt hatte.

Globus als neue Arbeitsstätte für viele Ex-Jelmoli-Mitarbeiter

Trotz der Trauer gibt es einen Hoffnungsschimmer: Die meisten Angestellten haben schon neue Arbeitsstellen gefunden, viele davon bei Globus oder Manor. Dennoch wird die einzigartige Atmosphäre und der Zusammenhalt, den sie bei Jelmoli erlebten, schwer zu ersetzen sein.

Auch für die treuen Kunden bedeutet dies eine Neuausrichtung. Angela, eine leidenschaftliche Hobbyköchin aus den USA und seit acht Jahren in Zürich, war eine regelmäßige Besucherin der Feinkostabteilung von Jelmoli.

Bei ihrem letzten Einkauf erwarb sie Olivenöl und andere Spezialitäten zu halben Preisen. “Künftig werde ich wahrscheinlich bei Globus einkaufen – das ist nun die einzige vergleichbare Anlaufstelle”, meinte sie.

“Die Qualität der Lebensmittel war unschlagbar”, sagte die Kundin.

Jelmoli war nicht nur ein Geschäft, es war ein Pionier, ein sozialer Treffpunkt und eine Bühne der Konsumgeschichte der Schweiz. Seit seiner Gründung im Jahr 1899 prägte das Kaufhaus das Erscheinungsbild der Zürcher Innenstadt. Jedoch führten Veränderungen wie Online-Shopping, geändertes Konsumentenverhalten und steigende Mietkosten zu einem Rückgang im stationären Handel. Im Februar 2023 beschloss die Eigentümerin, Swiss Prime Site, das traditionsreiche Geschäft aufzugeben.

Ein Neubeginn steht bevor: 2027 wird Manor die Räumlichkeiten übernehmen, nach einer umfassenden Renovierung und Neukonzeptualisierung. Neben neuen Verkaufsflächen sind auch Gastronomieangebote, Büroflächen und ein öffentlich zugängliches Dachrestaurant geplant.

Erai, 32 Jahre alt, war der allerletzte Kunde in 126 Jahren Geschäftsbetrieb von Jelmoli – und wurde somit selbst ein Teil der Stadtgeschichte Zürichs. Die Tatsache, dass ausgerechnet ein kürzlich zugezogener Deutscher diese Rolle übernommen hat, ist ironisch. Doch genau das verdeutlicht, was Jelmoli einst darstellte: ein offenes Haus, ein Treffpunkt für alt eingesessene Zürcher und Neuankömmlinge aus aller Welt.

Während Erai mit Applaus verabschiedet wurde, blieb bei vielen Stammkunden ein bitterer Nachgeschmack zurück. Jelmoli war mehr als ein Warenhaus – es war ein Ort voller Erinnerungen, Traditionen und kleinen Ritualen. Von legendären Ereignissen wie dem Märlitram bis hin zu den stets elegant dekorierten Schaufenstern – Jelmoli war ein Stück der Zürcher Seele.

Nun bleibt nur die Fassade – bis diese wohl auch irgendwann verschwindet. Mit ihr geht eine Ära des Zürcher Einzelhandels zu Ende, die Geschichte geschrieben hat. Erai wird sich vielleicht in einigen Jahren nicht mehr genau erinnern, was er bei Jelmoli gekauft hat. Doch dass er der letzte Kunde war, wird ihm unvergesslich bleiben.

Der letzte Freitag im Februar 2025 wird in die Annalen der Stadtgeschichte eingehen. Zwischen leeren Regalen, provisorischen Umkleidekabinen und Restposten, die für einen Franken verkauft wurden, nahm Zürich Abschied von einem seiner Wahrzeichen. Für die einen war es die letzte Chance auf ein Schnäppchen, für die anderen ein emotional geladener Abschied von einem Ort voller Geschichten.

Ein Stück des alten Zürich verschwindet, doch in den Erinnerungen vieler wird Jelmoli weiterleben.

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