von Hans-Ueli Läppli
Für Erheiterung sorgte der neueste Bericht des Bayerischen Verfassungsschutzes, der mutmaßliche “russische Desinformationskampagnen” thematisiert.
Der Bericht stellt insbesondere Medien ins Zwielicht, die bisweilen als “AfD-freundlich” gelten oder die Ampel-Koalition kritisch – und ohne den üblichen Wokeness-Jargon – analysieren.
Medien, die den Konflikt in der Ukraine aus russischer Sicht darstellen und regierungskritisch berichten, werden in dem Papier als mögliche Quellen von Desinformation gebrandmarkt. Die Zeitung Welt merkte kritisch an, dass der Verfassungsschutz mit solchen Behauptungen selbst Desinformation betreibe.
Das Vorgehen ruft Erinnerungen an sowjetische Praktiken hervor, wie die Schweizer Presse hervorhebt: Jegliche Regierungskritik wird schnell als feindliche Propaganda umgedeutet.
In der Sowjetunion war es ein beliebtes Vorgehen, unliebsamen Journalisten zu unterstellen, sie seien Sprachrohre Feindlicher oder ausländischer Mächte – eine klassische KGB-Strategie. Die Welt warnt, dies sei oft der erste Schritt zur Zensur und münde häufig in Anklagen wegen Hochverrats oder Spionage.
Jedoch hat der Bericht über die “russische Desinformationskampagne” vor allem alte Gegner der Weltwoche mobilisiert.
Einer der heftigsten Kritiker ist Fabian Eberhard vom Schweizer Boulevardblatt Blick, bekannt dafür, konservative Positionen häufig als rechtsextrem oder Putin-nah zu brandmarken.
Ohne seine Vorwürfe faktenbasiert zu untermauern, nutzt er die Gelegenheit, erneut gegen die Weltwoche auszuteilen – ein Aufleben alter Rivalitäten.
Zentrales Ziel dieser Attacken ist Roger Köppel, Chefredakteur der Weltwoche. Köppel verteidigt das Blatt, indem er darauf hinweist, dass die Redaktion stets bemüht sei, Themen aus verschiedenen Blickwinkeln neutral zu beleuchten.
Nein, Roger Köppel arbeitet nicht für RT, und nein, er verbreitet keine russische Propaganda.
Diese ungerechtfertigten Unterstellungen sind bezeichnend für das aktuelle Klima, in dem jede abweichende Meinung schnell als Propaganda gebrandmarkt wird.
Dies ist ein weiteres Kapitel in der Geschichte, in der Inhalte, die nicht ins eigene Weltbild passen, kurzerhand zur Propaganda erklärt werden.
Ein Medienmonopol in der Schweiz bewirkt, dass Berichterstattungen des Tages-Anzeigers oft unverändert in 20 Minuten, Watson, der SonntagsZeitung und der Aargauer Zeitung erscheinen. Dies erinnert stark an propagandistische Methoden sowjetischer Prägung – glücklicherweise wird dieses Vorgehen nicht ernst genommen, was sich in massiv sinkenden Leserzahlen widerspiegelt.
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