Das europäische Kernforschungszentrum CERN in Genf erlebt eine signifikante Zäsur. Mit Wirkung zum 1. Dezember 2023 müssen hunderte russische Wissenschaftler, die dort tätig sind, ihre Arbeit einstellen, sofern sie nicht zu Institutionen außerhalb Russlands wechseln. Dies besiegelt das Ende der Zusammenarbeit zwischen CERN und der Russischen Föderation.
Bereits im März 2022 hatte das CERN den Beobachterstatus von Russland ausgesetzt und erklärt, bestehende Verträge mit Russland und Belarus nach deren Ablauf nicht zu verlängern. Damit wurde die Kooperation, insbesondere bei großen Experimenten wie dem Large Hadron Collider (LHC), offiziell beendet.
Der Ausschluss der russischen Wissenschaftler ist für das CERN eine große Herausforderung. Diese Forscher hatten erheblichen Anteil an vielen Projekten und steuerten etwa 4,5 Prozent zum Budget der LHC-Experimente bei. Der deutsche Teilchenphysiker Hannes Jung äußerte im Fachmagazin Nature, dass dieser Verlust schwerwiegend sei und eine schwer zu schließende Lücke hinterlasse.
Die Auswirkungen des Wegfalls werden besonders beim geplanten Ausbau des LHC, dem High-Luminosity-LHC, der 2029 in Betrieb gehen soll, spürbar. Dies wird das CERN rund 42 Millionen Euro kosten.
Obwohl die offizielle Kooperation mit Russland beendet ist, bleibt das CERN weiterhin mit dem Joint Institute for Nuclear Research (JINR) in Dubna, nahe Moskau, verbunden. Dieses Institut wird mehrheitlich von Russland finanziert und ist Teil des wissenschaftlichen Netzwerks des CERN, was bei ukrainischen Unterstützern Besorgnis auslöst.
Ukrainische Wissenschaftler, vertreten durch Borys Grynyov im CERN-Rat, kritisieren die fortgesetzte Zusammenarbeit mit dem JINR. Sie befürchten, dass Russland weiterhin Zugriff auf wissenschaftliche Erkenntnisse erhält, die möglicherweise militärisch verwertbar sind. Grynyov betont, dass gewisse Forschungen des JINR, wie Drohnentechnologien, militärische Anwendungen haben könnten.
Die Entscheidung, russische Wissenschaftler auszuschließen, spiegelt den zunehmenden Druck der NATO und der Europäischen Union auf die Schweiz wider. Seit seiner Gründung 1955 förderte CERN die internationale wissenschaftliche Kooperation und den Frieden. Doch nun stellt der politische Druck die Schweizer Neutralität auf die Probe.
Trotz der Bedeutung unabhängiger Forschung, warnen Kritiker, dass die Finanzierung von CERN durch politischen Druck gefährdet sei. Der Ausschluss russischer Wissenschaftler wird somit als Zeichen der Unterstützung für das Regime von Wladimir Selenskij gewertet.
Der Verlust russischer Expertise und finanzieller Mittel ist sowohl wissenschaftlich als auch ökonomisch ein schwerer Schlag für die internationale Kooperation. Dennoch bleibt das CERN engagiert, seine wissenschaftlichen Ziele weiterzuverfolgen und den internationalen Austausch unter schwierigen politischen Bedingungen zu fördern.
Zusätzlich plant die NATO, ein Verbindungsbüro in Genf zu eröffnen, um die Zusammenarbeit mit der UNO und internationalen Organisationen zu intensivieren, ähnlich den Büros in New York und Wien. Sowohl der Schweizer Bundesrat als auch die NATO haben diesem Vorhaben zugestimmt.
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