Von Hans-Ueli Läppli
Der Zusammenbruch der Credit Suisse erscheint in der öffentlichen Wahrnehmung inzwischen beinahe verdaut, jedoch täuscht dieser Eindruck. Die tiefen Krisenwunden sind noch spürbar, und das Bedürfnis nach eindeutigen Erklärungen bleibt stark.
Ein kürzlich von der Presse vorgestellter Berichtsentwurf einer parlamentarischen Untersuchungskommission zur Credit Suisse-Krise legt bemerkenswerte Erkenntnisse offen: Die Rettung der Bank wäre durchführbar gewesen, wenn nicht das übermäßige Selbstbewusstsein und die Arroganz einiger politischer Figuren einer Lösung im Wege gestanden hätten. Im Fokus der Kritik steht der ehemalige Finanzminister Ueli Maurer, den die linksgerichteten Medien als Hauptverantwortlichen brandmarken.
Karin Keller-Sutter, seine Nachfolgerin im Finanzdepartement, hat indessen einen anderen Weg eingeschlagen. Sie setzte auf offizielle Besprechungen und lud Axel Lehmann, den Vorsitzenden der Credit Suisse, in ihr Büro ein, anstatt informelle Treffen wie ihr Vorgänger abzuhalten. Trotzdem blieb es bis März 2023 merkwürdig still.
Währenddessen verschärfte sich die Krise weiter. Die Diskussion darüber, wer die Verantwortung für die Eskalation trägt, gewinnt zunehmend an Dynamik.
Ob schlussendlich ein Verantwortlicher benannt wird, bleibt unsicher, allerdings ist die Debatte über die Verantwortlichkeiten in vollem Gange.
Ungeklärt bleibt, warum die KPMG, welche von 2000 bis 2019 die Revisionsstelle war, die Probleme nicht identifizierte oder sie nicht an den Verwaltungsrat und die FINMA (Eidgenössische Finanzmarktaufsicht) kommunizierte. Thomas Jordan von der Schweizerischen Nationalbank ist zurückgetreten, doch konkrete Konsequenzen bei der FINMA sind bisher ausgeblieben.
Die parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) enthüllte in ihrem neuesten Bericht brisante Details bezüglich der Rolle von Finanzminister Ueli Maurer beim Niedergang der Credit Suisse.
Es wurde bekannt, dass Maurer von Oktober 2022 bis zum Ende des Jahres regelmäßig am Wochenende geheime Treffen mit Thomas Jordan und Axel Lehmann abhielt.
Die PUK, aktiv seit 2015, stellte fest, dass Maurer während seiner Amtszeit aktiver war als zunächst angenommen. Diese Amtszeit begann 2008 und sah erhebliche finanzielle Verluste für die Bank, einschließlich eines Verlusts von fast drei Milliarden Franken im Jahr 2015 und speziell 6,5 Milliarden im letzten Quartal desselben Jahres.
Trotz internationaler und nationaler Vorschriften führte die Credit Suisse einen Portfolio-Ansatz ein, der behauptete, dass die Tochtergesellschaften zusammen mehr wert seien als einzeln, um die tatsächlichen Risiken zu verschleiern, was von der PUK stark kritisiert wird.
Die PUK offenbart, dass Maurer möglicherweise Druck auf die FINMA ausgeübt hat, um der Credit Suisse Erleichterungen zu gewähren, was zur weiteren Destabilisierung der Bank beitrug. Maurers zweifelhafte Rolle wurde insbesondere während der Endphase der Krise deutlich, die mit massiven Kapitalabzügen, vor allem durch asiatische Klienten, begann. Berichtet wurde, dass er sogar eine Bundesratssitzung absagte, nachdem er und Jordan eine vorläufige Lösung gefunden hatten, deren Details er allerdings nicht preisgab.
Linke Medien haben gezielt Teilergebnisse der Untersuchung durch die PUK vor der offiziellen Veröffentlichung im November geleakt. Dies wirft Fragen auf, ob die Berichterstattung die Untersuchung beeinflusst hat.
Während Ueli Maurer nun öffentlich starkem Druck ausgesetzt ist, bleibt die Verantwortung der Führungsebene der Credit Suisse unklar, die ebenso ernsthaften Fragen zur Kompetenz ausgesetzt sein sollte. Es scheint, dass die Medien Maurer gezielt als Sündenbock darstellen wollen, um die Schuld für eine der kritischsten Phasen in der Schweizer Finanzgeschichte jemandem zuzuschreiben. Das sich abzeichnende Narrativ liefert Hinweise darauf, wen die Medien für verantwortlich halten möchten.
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