Die schweizerische Filialkette der Dekorationsmarke Depot hat Insolvenz angemeldet. Am Donnerstag wurde beim Konkursamt Frauenfeld offiziell die Zahlungsunfähigkeit erklärt. Als unmittelbare Folge dessen schließen sämtliche 34 Filialen, und etwa 300 Angestellte stehen vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze.
Hansjörg Högger, stellvertretender Leiter des Konkursamts, informierte die Mitarbeiter am Donnerstag über das abrupte Ende ihrer Beschäftigung. Nach Angaben einer Quelle mussten die Angestellten noch am selben Abend ihre Schlüssel beim Konkursamt abgeben.
“Wir gingen immer davon aus, dass die Schweizer Filialen trotz der Probleme unseres Mutterkonzerns stabil bleiben würden. Jetzt stehen wir jedoch unerwartet ohne Arbeit da”,
erzählt eine betroffene Mitarbeiterin.
Die Gries Deco Holding aus Deutschland, die Muttergesellschaft von Depot, befindet sich seit Mitte 2024 in einem Insolvenzverfahren. Trotz intensiver Versuche, eine finanzielle Lösung zu finden, konnte kein nachhaltiger Plan entwickelt werden, so die Unternehmensführung. Kunden, die offene Bestellungen oder Gutscheine haben, sollten sich an den Kundendienst wenden.
Nach Angaben des Konkursamts dürfte das Insolvenzverfahren mindestens ein Jahr andauern. Zunächst werden Befragungen der Verantwortlichen der Depot CH AG durchgeführt, gefolgt von einer Bestandsaufnahme des Inventars der Filialen. Ob es zu einem Ausverkauf kommen wird, ist derzeit ungewiss.
Depot litt unter dem wachsenden Druck von preisgünstigen Online-Konkurrenten, einschließlich der chinesischen Plattform Temu. Zudem verkaufte Migros, die Depot einst mit aufbaute, das Unternehmen 2019 zurück an die Gründerfamilie Gries. Trotz intensiver Verhandlungen mit Banken scheiterte eine Restrukturierung. Den Mitarbeitern bleibt nun die Hoffnung auf einen Neuanfang anderswo.
Schon am Donnerstagabend war deutlich, dass es für die schweizerischen Filialen keine Zukunft mehr geben würde. Die Schaufensterlichter erloschen endgültig, und die Kassen wurden dauerhaft geschlossen. In einer E-Mail wurden die Mitarbeiter angewiesen, die Schlüssel am Abend beim Konkursamt abzugeben. Der Januarlohn wurde noch ausgezahlt, dann kam das Aus.
Das Schicksal von Depot steht stellvertretend für das vieler Einzelhändler in Europa. Der stationäre Handel, einst eine tragende Säule des städtischen Lebens, steht zunehmend unter Druck. Der Online-Handel floriert, während der klassische Einzelhandel zurückgeht. In Deutschland haben bekannte Unternehmen wie Galeria Karstadt Kaufhof und Weltbild Insolvenz angemeldet. In der Schweiz waren es neben Depot auch Manor und Vögele Shoes. Der Konsumwandel und der Boom des Internethandels sind dominante Faktoren dieses Trends.
Die Wiederübernahme von Depot durch die Gründerfamilie Gries im Jahr 2019 schien eine vielversprechende Wende zu bringen, doch die Realität zeigte, dass traditionelle Händler im digitalen Wettbewerb schwer bestehen können. Online-Riesen profitieren von globalisierten Lieferketten und weniger strengen Regulierungen, während der klassische Einzelhandel mit hohen Fixkosten und regulatorischen Belastungen zu kämpfen hat.
Der soziokulturelle Wandel in den Innenstädten ist ebenfalls spürbar. Geschlossene Geschäfte bedeuten nicht nur verlorene Arbeitsplätze, sondern auch das Ende von sozialen Begegnungsorten. Der Handel war lange mehr als nur Verkaufsraum; er war Treffpunkt und Beratungsstelle. Doch diese Aspekte gehen verloren, wenn Konsumenten zunehmend online einkaufen.
Die Politik steht vor der Herausforderung, Rahmenbedingungen zu schaffen, die den stationären Handel unterstützen und gleichzeitig faire Wettbewerbsbedingungen sicherstellen. Doch die Dynamik des Wandels ist schwer aufzuhalten. Es bleibt offen, ob traditionelle Händler sich im Markt behaupten können oder ob die Einkaufsstraßen Europas weiter veröden. Für die ehemaligen Depot-Mitarbeiter kommt jede Hilfe zu spät. Sie stehen vor einer unsicheren Zukunft, während die Filialen leer stehen oder neue Mieter finden.
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