Geheime Verhandlungen in Genf: Die USA und China suchen erneut den Schulterschluss!

Während die Hauptstädte der Welt weiterhin intensiv über militärische Ausgaben und globale Lieferketten diskutieren, fand am Ufer des Genfer Sees eine bedeutsame, wenn auch diskrete diplomatische Begegnung statt. Im geschichtsträchtigen Ambiente der Villa Saladin trafen sich der US-Finanzminister Scott Bessent und Handelsbeauftragter Jamieson Greer mit dem chinesischen Vizepremier He Lifeng. Dieses Treffen, abgeschirmt vor der Öffentlichkeit, wurde jedoch genau von den internationalen Märkten beobachtet.

Ohne vorherige Ankündigung und ohne öffentliche Kommentare im Vorfeld, bewirkte das Treffen dennoch sofortige internationale Reaktionen. Die geheimen Vorbereitungen hatten bereits seit Monaten stattgefunden. In Genf offenbarte sich ein seltener Moment der Entspannung zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt.

Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den USA und China befinden sich seit Jahren in einem steilen Abwärtstrend. Gegenseitige Zölle, Technologie-Embargos und einschränkende Investitionsrichtlinien haben die einst eng verknüpfte Partnerschaft in ein strategisches Nullsummenspiel verwandelt. In Washington besteht parteiübergreifend die Übereinstimmung, China als systemischen Rivalen zu betrachten, während die chinesische Führung die US-Politik als Versuch deutet, Chinas Aufstieg zu behindern.

Donald Trump bezeichnete jüngst das bilaterale Handelsdefizit als “Trillionenloch”, eine übertriebene Darstellung, die wirtschaftlich fragwürdig, jedoch politisch einflussreich ist. Daher war es besonders überraschend, dass der Impuls für die jüngsten Gespräche ausgerechnet von Peking ausging, mit der Bitte, Verhandlungen in einem neutralen Drittstaat zu führen.

Warum gerade die Schweiz?

Die Wahl fiel auf Genf – eine wohlüberlegte Entscheidung. Als Heimat der Welthandelsorganisation, des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz und zahlreicher UN-Institutionen, bietet Genf eine ausgebaute diplomatische Infrastruktur. Trotz kritischer Stimmen gegenüber China in Bezug auf Menschenrechtsfragen und der Unterstützung von EU- sowie US-Sanktionen gegen Russland hat die Schweiz ihren Ruf als zuverlässige Gastgeberin gewahrt. Die Abwesenheit öffentlicher schweizerischer Politiker bei dem Treffen auf Wunsch beider Seiten unterstrich das Gebot größtmöglicher Diskretion.

Die Villa Saladin, gelegen am linken Ufer des Genfer Sees, war der ideale Ort für diese Gespräche: Abgelegen, historisch und doch unaufdringlich. Hier, wo einst bedeutende WTO-Verhandlungen stattfanden, wurde nun wieder zwischen Washington und Peking verhandelt.

Was genau besprochen wurde, bleibt größtenteils geheim. Aus chinesischen Diplomatenkreisen verlautet, dass man sich auf regelmäßigen bilateralen Austausch geeinigt hat – hochrangig, vierteljährlich, abwechselnd in Genf und Singapur. Ziel ist es, Handelsbarrieren abzubauen, die Kooperation in der Halbleiterindustrie zu entflechten, jedoch nicht vollständig zu kappen, und Spannungen frühzeitig zu entschärfen.

US-Handelsbeauftragter Greer bezeichnete dies als “strukturierenden Schritt in Richtung einer Entspannung”. Auch wenn der Ausdruck technokratisch klingt, in Zeiten anhaltender Sanktionen ist dessen Bedeutung nicht zu unterschätzen. Trump selbst – normalerweise kein Befürworter multilateraler Formate – lobte das Treffen auf seiner Plattform Truth Social als “soliden ersten Reset”.

Dass Washington und Peking überhaupt wieder miteinander sprechen, ist mehr als nur eine Geste im Handelsbereich. Es sendet ein strategisches Signal aus. In einer Welt, die von Blockbildungen geprägt ist und sich von Taiwan über das Südchinesische Meer bis zur Konkurrenz um Ressourcen in Afrika erstreckt, sucht man wieder den Dialog. Es geht hierbei nicht um Harmonie – es geht um Risikomanagement.

Für Europa, das in diesem geopolitischen Konflikt oft zwischen den Fronten steht, ist dieses Treffen ein klares Zeichen: Die globalen Handelsbeziehungen bleiben in Bewegung – und Europa ist davon abhängig, dass zwischen Washington und Peking zumindest grundlegende Kooperationsstrukturen bestehen bleiben.

Genf als diskreter Gewinner – und die Märkte feiern

Die Schweiz hat sich mit diesem Treffen leise, aber deutlich als ernstzunehmende diplomatische Plattform positioniert. Während in Bern die außenpolitische Debatte weiterhin zwischen Neutralitätsdiskussionen und geopolitischem Spagat schwankt, beweist Genf, dass es die Kunst der Weltdiplomatie nach wie vor beherrscht.

Die Märkte reagierten unmittelbar: Der Dow Jones Future kletterte um 1,4 Prozent, der Hang Seng stieg um 2,1 Prozent und auch der DAX verzeichnete ein deutliches Plus. Analysten interpretieren die Gespräche als Hoffnungsschimmer für eine zumindest teilweise Wiederherstellung planbarer Handelsbeziehungen zwischen den zwei dominierenden Wirtschaftsmächten der Welt.

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