von Hans-Ueli Läppli
Dass die SRG ihre Erfolge nicht ohne Weiteres genießen kann, beweist erneut der Fall des Podcasts Zivadiliring.
Dieser stieß in Schweizer Charts regelmäßig an die Spitze, lockte zahlreiche Besucher zu Liveshows und riss Fans mit. Doch trotz des Erfolgs kam es überraschend zum Aus.
Der Grund? Die „kommerziellen Aktivitäten“ der Moderatoren widersprächen den „publizistischen Leitlinien“ der SRG.
Ein klassisches Beispiel für misslungenes Krisenmanagement, wie es im Buche steht.
Anita Richner von der SRG äußerte sich dazu:
“Es war uns eine Freude, diesen Podcast zu entwickeln, und natürlich ist es schade, ein so erfolgreich etabliertes und authentisches Angebot wie ‘Zivadiliring’ loszulassen.”
Erscheint das wirklich glaubwürdig?
Warum sollte ein Projekt abrupt enden, das offensichtlich funktioniert?
Die Situation erinnert daran, wie ein renommierter Chefkoch wegen dem Verkauf eigener Kochbücher aus seiner Küche verbannt wird.
Die wirkliche Kontroverse liegt jedoch darin, dass die SRG ein Projekt finanzierte, dessen Akteure anscheinend unkontrolliert in gewerbliche Verträge treten konnten, die den Richtlinien nicht entsprechen.
Dies offenbart gravierende Managementfehler.
Zuerst förderte man ohne Vorbehalte und dann kam die bittere Überraschung, als die Konsequenzen klar wurden.
Kommunikationsdesaster par excellence
Statt klar und offen zu kommunizieren, wird die Schuld einfach weitergereicht. Die Podcast-Moderatoren erfuhren wohl erst bei der letzten Aufnahme, dass ihr Format eingestellt wird.
Diese Informationspolitik würde man eher von einer schlecht geleiteten Kleinstgemeinde erwarten, aber nicht von einer Institution, die jährlich mit 1,25 Milliarden Franken aus Gebühren unterstützt wird.
Man muss sich tatsächlich fragen, warum die SRG überhaupt einen solchen Podcast benötigt. Schließlich kann heutzutage jeder Schüler mit einem Mikrofon und einer kostenlosen App ein Format erstellen.
Dennoch stürzte sich die SRG auf diesen Trend, ungeachtet der Kosten – auf Kosten der Gebührenzahler.
Sparen à la SRG
In Zeiten, in denen tatsächlich über eine Halbierung der SRG-Mittel diskutiert wird, versucht sich die Institution als Sparheld darzustellen.
Es sollen 270 Millionen Franken eingespart werden, wobei offensichtlich auch ein erfolgreicher Podcast darunterfällt – ein vergleichsweise geringer Betrag angesichts der üppigen Gehälter des SRG-Managements.
“Die publizistischen Leitlinien von SRF als öffentliches Medienhaus enthalten äußerst restriktive Vorgaben bezüglich kommerzieller Aktivitäten und öffentlicher Auftritte von Mitarbeitenden, weil sich daraus wahrnehmbare Interessenbindungen ableiten lassen. Die Glaubwürdigkeit von SRF basiert stark auf der publizistischen Unabhängigkeit”, erklärt das Unternehmen.
Susanne Wille, die neue Chefin der SRG, steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Sie muss eine schwankende Institution steuern, die mit sinkendem Vertrauen, einer kritischen Jugend und strukturellen Herausforderungen ringt.
Zivadiliring war vielleicht nicht die Lösung aller Probleme, aber doch ein Lichtblick.
Die Verfahrensweise in der Zivadiliring-Affäre ist symptomatisch für die Fehler der SRG: Strategiemangel, ineffiziente Kommunikation und überfordertes Management. Leutschenbach steht sinnbildlich in Flammen, während man sich gegenseitig die Verantwortung zuschiebt.
Die Einstellung des Podcasts war vielleicht letztlich unvermeidlich, aber die Kommunikation darüber schreibt nur ein weiteres Kapitel der Misserfolgsgeschichte der SRG.
Es überrascht nicht, dass die Initiative zur Halbierung der Mittel zunehmend Zustimmung findet.
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