Skandal bei RUAG: Wie Korruption das Herz der Schweizer Armee trifft

Der Schweizer Staat steht möglicherweise vor einem erheblichen finanziellen Schaden durch Korruption innerhalb des Rüstungskonzerns RUAG. Untersuchungen der Eidgenössischen Finanzkontrolle zufolge könnten Verluste in Höhe von mehreren zehn Millionen Franken entstanden sein. Es wurden Anzeichen für gefälschte Dokumente, Verstöße gegen Geschäftsgeheimnisse, Betrug, Wirtschaftsspionage und Geldwäsche aufgedeckt.

RUAG, bekannt für seine Schwachstellen seit einer Prüfung im Jahr 2016, hat sich trotz Empfehlungen zur Strengung der internen Vorschriften nicht verbessert. Ein gravierender Cyberangriff im selben Jahr führte zur Ausgliederung des Weltraumbereichs und zur Neuausrichtung von RUAG Schweiz auf Wartung und Produktion für die Schweizer Armee. Diese strukturelle Änderung brachte jedoch keine Lösung der Probleme. In den letzten vier Jahren kam es zu häufigen Wechseln in der Geschäftsleitung, was Instabilität und möglicherweise übersehene kriminelle Aktivitäten zur Folge hatte.

Alarmsignale wurden bereits 2019 von einem Whistleblower an das Verteidigungsdepartement (VBS) sowie an die damaligen Spitzen von RUAG gesendet, welche jedoch unbeachtet blieben. Bundesrätin Viola Amherd leitete daraufhin eine gründliche Untersuchung ein. Die Probleme fallen nun teilweise auf sie zurück, da sie bald aus dem VBS ausscheiden wird, gerade zu einer Zeit, in der auch andere kostspielige Projekte des VBS in der Kritik stehen.

Die Entrüstung im Parlament wächst. Es werden personelle Konsequenzen und eine Neustrukturierung von RUAG gefordert, da das aktuelle Aktiengesellschaftsmodell als überholt angesehen wird. Zudem wird das VBS kritisiert für mangelnde Überwachung und Prüfung der Zielvorgaben von RUAG.

Die aufgedeckten Untersuchungen fördern beunruhigende Details zutage. Es wird von Millionenveruntreuungen und weiteren Missständen wie dem Chaos im Lagerwesen und ungenehmigten Entsorgungen von Bundesgut berichtet. Es wurden rechtliche Schritte gegen verantwortliche Personen eingeleitet, aber die drängende Frage bleibt, wie diese Vorkommnisse so lange unentdeckt bleiben konnten.

Die Ursache scheint in einer Kombination aus Führungsversagen, unzureichender Kontrolle und einem fehlerhaften Überwachungssystem zu liegen. Diese Probleme werden auch die nächste Leitung von Amherd beschäftigen und erfordern drastische Reformen, um das Vertrauen in RUAG wiederherzustellen und das Unternehmen zu stabilisieren.

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