Von Hans-Ueli Läppli
Für das Zürcher Unternehmen Leonteq war 2024 ein Jahr, das man am liebsten aus dem Gedächtnis streichen würde. Die Finanzboutique sah sich mit sinkenden Margen, einem laufenden Verfahren der Finanzmarktaufsicht (Finma) und erheblichen Sparmaßnahmen konfrontiert.
Das Unternehmen steht nun vor enormen Herausforderungen und hofft auf eine Trendwende unter der Leitung eines neuen Geschäftsführers.
Leonteq, ehemals ein Vorzeigeunternehmen im Derivategeschäft, kämpft heute ums finanzielle Überleben, wie die NZZ berichtet. Schwierigkeiten wie starker Wettbewerb und neue regulatorische Vorschriften haben das Wachstum gebremst und die Kosten erhöht. Die Einführung einer bankähnlichen Regulierung durch die Finma hat zusätzlich zugesetzt.
Der scheidende CEO Lukas Ruflin reflektiert sein letztes Jahr im Amt mit gemischten Gefühlen:
“Mein letztes Geschäftsjahr als CEO war von Herausforderungen geprägt und unsere Ergebnisse sind zweifellos enttäuschend ausgefallen. Gleichzeitig konnten wir dank unserer Kunden und Partner eine Rekordzahl an Transaktionen und Produktemissionen verzeichnen. Ich bin zuversichtlich, dass Leonteq die neuen regulatorischen Rahmenbedingungen erfolgreich nutzen wird”,
trotz der schlechten Ergebnisse, sieht Ruflin auch positive Entwicklungen. Er macht Platz für Christian Spieler, der reichhaltige Erfahrung mitbringt, zuletzt als Berater und früher bei großen Finanzinstitutionen wie JP Morgan, Lehman Brothers und Citigroup.
Die finanzielle Lage von Leonteq hat sich stark verschlechtert: Der Jahresgewinn fiel von 36,6 Millionen Franken im Vorjahr auf nur 5,8 Millionen Franken. Das Handelsergebnis ist um 41 Prozent eingebrochen.
Als Reaktion hat Leonteq harte Einschnitte vorgenommen: Gehaltskürzungen, weniger externe Beratung und eine reduzierte Dividende von 1 Franken auf 25 Rappen. Doch diese Maßnahmen scheinen den Niedergang nicht aufhalten zu können.
Nach Abschluss des Finma-Verfahrens, in dem Verstöße gegen Risiko- und Sorgfaltspflichten festgestellt wurden, sieht sich Leonteq weiteren Belastungen ausgesetzt. Die Behörde beschlagnahmte Gewinne in Höhe von 9,6 Millionen Franken. Diese neuen regulatorischen Herausforderungen werden das Geschäft weiter belasten, insbesondere im Umgang mit bestehenden Partnern.
Leonteq plant für 2025 eine Rückkehr zur Profitabilität, hält sich jedoch mit konkreten Prognosen bedeckt. Finanzielle Ziele für 2026 wurden revidiert und sollen erst nach Stabilisierung neu festgelegt werden.
Die Aktie von Leonteq hat im vergangenen Jahr über 35 Prozent an Wert verloren, mit weiteren täglichen Verlusten, ähnlich der Entwicklung bei Credit Suisse.
In dieser kritischen Phase kämpft Leonteq nicht nur mit Finanzen und Regulierungen, sondern auch mit einem angeschlagenen Ruf. Christian Spieler steht vor der schwierigen Aufgabe, das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Für die Aktionäre, insbesondere die Raiffeisen-Gruppe, die fast 30 Prozent der Anteile besitzt, stellt dies eine besonders prekäre Lage dar.
2024 war zweifelsohne ein Jahr zum Vergessen für Leonteq. Ob 2025 Besserung bringt, ist unsicher, die Hoffnungen schwinden jedoch angesichts stetig negativer Nachrichten.
Mehr zum Thema – Signa Development wird in Konkurs geschickt