Medienversagen und Skandale: Der Fall des Tages-Anzeigers und die Provokation einer Politikerin

Von Hans-Ueli Läppli

Die täglichen Ausgaben des Tages-Anzeigers werden immer dünner, ebenso wie die journalistische Qualität darin.

Erinnern Sie sich noch an die provokative Aktion einer grünliberalen Schweizer Politikerin mit Migrationshintergrund und muslimischem Glauben? Sie schoß auf eine Abbildung von Jesus und Maria und teilte das Bild auf Instagram. Dieser Vorfall erregte international Aufsehen und erinnerte an frühere kontroverse Akte wie die Zerstörung der Buddha-Statuen in Afghanistan oder das Zerreißen eines Papstbildes durch Sinead O’Connor live im Fernsehen.

Der Vorfall sorgte besonders in den sozialen Netzwerken für große Wellen. Während bekannte Blogger harte Kritik übten, verschlief der Tages-Anzeiger, bekannt für seine linke Ausrichtung, die ganze Geschichte zunächst und berichtete nur mit großer Verspätung darüber.

Es stellte sich heraus, dass die Politikerin in einer nicht städtisch geförderten, dennoch denkmalgeschützten Wohnung lebte, die ihr von der Stadt zugeteilt wurde. In solch einem historisch geschützten Gebäude sind Schussabgaben – auch zu PR-Zwecken – eigentlich verboten.

Nun nimmt der Tages-Anzeiger eine bizarre Wendung: Die Schuld am Skandal wird nicht der provokanten Politikerin zugeschrieben, sondern angeblich den Männern, insbesondere Elon Musk, der die Plattform X (früher Twitter) erworben hat und angeblich die Zensur durch linke Medien dort verhindert, sowie Martin Sellner, der sich kritisch über den PR-Akt äußerte.

“Sellners Einmischungsversuche folgen einem klaren Plan.”

Was konsumieren die Redakteure des Tages-Anzeigers? Sie zitieren aus einem angeblichen Strategiehandbuch, das Martin Sellner zur Hetze gegen die Politikerin entwickelt haben soll. Eine renommierte Zeitung mutiert zum Verschwörungstheoretiker – absurd!

“Im ‘Handbuch für Medienguerillas’ heißt es, es sollen Strategien zum gezielten Online-Angriff genutzt werden, indem man ‘Feind-Accounts’ ins Visier nimmt und Kommentarspalten überflutet, um den ‘Gegner mit Masse mürbe’ zu machen. Für effektive Aktionen werden mehrere Accounts empfohlen.”

Welches Handbuch für Medienguerillas? Gehört dieser Vorwurf zur NAFO-Bewegung? Und basiert die Behauptung, Martin Sellner sei zur NAFO gewechselt, auf realen Fakten oder sind es reine Spekulationen des Tages-Anzeigers? Das klingt lächerlich!

Das zeigt, wie realitätsfern die Journalisten des Tages-Anzeigers manchmal arbeiten. Während andere Medien wie Blick, NZZ und internationale Zeitungen bereits berichteten, werfen sie erst Martin Sellner und Elon Musk die Schuld zu und stellen die Schützin als Opfer dar.

Die Berichterstattung des Tages-Anzeigers spiegelt ein bedenkliches journalistisches Verständnis wider. Sie stützt sich auf Mutmaßungen und Spekulationen und versucht, die Schuld für den Zwischenfall ungerechtfertigt auf Unbeteiligte wie Martin Sellner zu schieben – mithilfe frei erfundener Verschwörungstheorien.

Offensichtlich führt die provokative Aktion der grünliberalen Politikerin und die Art ihrer Darstellung als PR-Gag zu Reaktionen in allen politischen Lagern. Provokation erzeugt immer Gegenreaktionen. Die Politikerin hat sich entschieden, als Expertin in diesem Bereich zu agieren. Ihre Partei und sie selber sollten jedoch ihre Verantwortung in Betracht ziehen.

“Jeden Tag wird die Ausgabe des Tages-Anzeigers dünner und dünner, ebenso die Qualität des journalistischen Inhalts.”

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