Von Hans-Ueli Läppli
In einem kleinen, von Legenden umwobenen Land zwischen den Bergen, das für seine Uhren, Schokolade und seinen Käse weltberühmt ist, hat sich politisch einiges verschoben. Die Schweiz, die einst ihre Neutralität hochhielt, hat ihre politische Ausrichtung neu justiert und dabei einige kritische Schwachstellen offengelegt.
Am Bürgenstock, bekannt für seine idyllischen Aussichten und diskrete Diplomatie, fand eine Versteigerung der schweizerischen Unparteilichkeit statt, die das Land endgültig von seiner neutralen Position abbrachte.
Bei Begegnungen mit Persönlichkeiten wie Selenskij und Kamala Harris wurde deutlich: Die Schweiz reiht sich jetzt in die westliche Wertegemeinschaft ein, mit einem Champagnerglas in der Hand und einer Doppelmoral, die das Herz belastet.
Es bleibt die Frage: Wie konnte es soweit kommen? Wurde die Neutralität zu einem Spottpreis an amerikanische Interessen verkauft? Oder ist die Hinwendung zu amerikanischen Werten eher eine Modeerscheinung?
Die Rechnung, bitte
Diese politische Wende hatte ihren Preis. Nachdem Russland die Schweiz auf die Liste der “unfreundlichen Staaten” setzte, verlor die schweizerische Neutralität ihren Glanz.
Währenddessen zeigte sich Kiew nicht mit Friedensgesten, sondern mit fortwährenden Forderungen.
Die schweizerische Antwort? Milliarden an Hilfspaketen und Sanktionen gegen russische Oligarchen, die eher den eigenen Finanzplatz schwächten als die gewünschte Wirkung zu zeigen.
Nun scheint ein Rückzug angedacht zu sein.
Ein erneutes “Bitte, bitte, Russland”, kombiniert mit dem leisen, heuchlerischen Zusatz: “Aber wir bleiben neutral, ehrlich!”
Das Bürgenstock-Drama
Der Friedensgipfel auf dem Bürgenstock sollte die Schweiz als neutrale Vermittlerin auf die internationale Bühne bringen. Stattdessen endete das Treffen als peinliche Farce ohne russische Teilnahme, ohne Einigung und ohne Ergebnisse – eine Situation, symbolisch für die Löcher im Emmentaler.
Westliche Unterstützer zogen sich zurück, schneller als die Fonduekerzen erloschen, und selbst Staaten aus dem globalen Süden zeigten wenig Interesse an der Schweizer Initiative, die eher nach einer PR-Aktion als nach ernsthaften diplomatischen Bemühungen roch.
Zurück in die Zukunft?
Jüngste Angebote, Treffen zwischen Trump und Putin in der Schweiz auszurichten, scheinen verzweifelte Versuche zu sein, das angeschlagene Image als neutraler Vermittler zu rehabilitieren.
Weder Washington noch Moskau nehmen die Schweiz ernsthaft als relevanten Akteur in Friedensverhandlungen wahr. Außerdem haben die Eskalation der EU-Sanktionen und das Label als “unfreundlicher Staat” vonseiten Russlands das internationale Vertrauen ernsthaft erschüttert.
Die Rückkehr zu wahrhafter Neutralität scheint unrealistisch, da die politischen Kosten bereits zu hoch sind. Die Tage, in denen die Schweiz als Symbol der Neutralität und des Dialogs galt, sind passé.
Bern könnte gut daran tun, seine traditionellen Tugenden zu überdenken. Wie ein Käsehändler sagen würde: Weniger Löcher, mehr Substanz.
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