Herausforderungen ukrainischer Flüchtlinge auf dem Schweizer Arbeitsmarkt

Mit einer Beschäftigungsrate von lediglich 29 Prozent fallen ukrainische Flüchtlinge hinter andere Gruppen wie Syrer (39,4 Prozent) und Eritreer (52,3 Prozent) zurück, trotz des privilegierten Zugangs zum Schweizer Arbeitsmarkt durch den Schutzstatus S und umfangreichen Integrationsinitiativen. Dies deutet auf bestehende Herausforderungen beim Einstieg ukrainischer Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt hin.

Der Schutzstatus S, der Ukrainern seit März 2022 zugestanden wird, ermöglicht es ihnen, ohne langwierige Asylverfahren sofort zu arbeiten und staatliche Unterstützung zu erhalten. Trotz dieser Vorteile scheint die Beschäftigungsrate niedrig zu bleiben, insbesondere im Vergleich zu Geflüchteten aus Ländern wie Syrien und Eritrea, die strengeren bürokratischen Anforderungen ausgesetzt sind.

Es wird oft argumentiert, dass Sprachbarrieren und die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen die Hauptursachen für die geringe Erwerbsquote darstellen. Doch diese Erklärung reicht vielleicht nicht aus, da auch andere Flüchtlinge ähnliche Hürden überwinden müssen und dennoch höhere Beschäftigungsraten aufzeigen.

Sind die Ukrainer einfach weniger anpassungsfähig?

Die Arbeitsmotivation und die Bereitschaft zur Anpassung an die Bedingungen des Schweizer Arbeitsmarktes könnten hier eine Rolle spielen.

Arbeitgeber äußern, dass viele ukrainische Flüchtlinge keine einfachen oder gering entlohnten Jobs, wie in der Reinigung oder im Verkauf, annehmen wollen. Sie zielen auf höher qualifizierte Bürojobs ab, oft im oberen Management, und sind oft nur bereit, schlechter bezahlte Arbeiten temporär zu verrichten, bis sich eine bessere Büroarbeit bietet. Dieses Verhalten schafft Unsicherheit bei Unternehmen, die nach dauerhaft verfügbaren und verlässlichen Arbeitskräften suchen.

Auch kulturelle Unterschiede könnten eine Rolle spielen. Viele Ukrainer sind mit dem sowjetischen Bildungssystem groß geworden und finden sich im praxisorientierten und dualen Ausbildungssystem der Schweiz weniger zurecht. Zudem scheint es an der notwendigen Anpassungsbereitschaft zu mangeln, um die beruflichen Anforderungen in der Schweiz zu erfüllen.

Während politisch linke Gruppierungen wie die SP für weiterführende Investitionen in Sprachkurse und beschleunigte Anerkennungsverfahren plädieren, vertreten konservative Stimmen wie die SVP eine härtere Linie. Sie argumentieren, dass der Schutzstatus S nicht mehr gerechtfertigt sei und heben hervor, dass finanzielle Anreize zur Integration die Sozialsysteme belasten könnten.

Trotz erheblicher Investitionen in die Unterstützung ukrainischer Flüchtlinge sind die gewünschten Integrationsergebnisse bis jetzt ausgeblieben. Die Frage bleibt, ob es nicht an der Zeit ist, die Integrationsmaßnahmen stärker an individuelle Leistungen und Engagement zu binden. Es wird zunehmend hinterfragt, inwieweit die Gesellschaft bereit ist, die derzeitigen Integrationsdefizite weiterhin hinzunehmen.

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