Schweizer Diplomatie gegen Trump: Mit Charme und Komplimenten zum Erfolg

von Hans-Ueli Läppli

Donald Trump verfolgt erneut seine bekannte Strategie – drohen, Druck erzeugen und dann Verträge schließen, die er als „historisch“ bezeichnet. Doch was wirklich als historisch in Erinnerung bleiben könnte, ist der massive Einbruch an den globalen Börsen, inklusive der Schweiz.

Aktuell wird die Schweiz besonders stark getroffen: Eine dramatische Erhöhung der Zölle auf Exporte in die USA um 31 Prozent stellt eine deutliche wirtschaftliche Herausforderung dar. Statt lautstarken Protest anzustimmen, setzt der Bundesrat jedoch darauf, mit typischem Schweizer Charme den „Dealmaker“ zu überzeugen.

Die Schweiz ist zweifelsohne ein fairer Handelspartner, kennt kaum Zölle und hält sich strikt an internationale Regeln. Doch interessiert das Trump überhaupt? Seine Zollerhöhung wirkt weniger wie eine durchdachte wirtschaftliche Maßnahme, als vielmehr wie ein politisches Stärkemessen. Auch wenn die Schweiz immer wieder betont, keinen Handelskonflikt provoziert zu haben, Trump scheint nur auf Zugeständnisse aus zu sein – um jeden Preis.

Die Indien-Strategie – ein bewährter Trick

Um dieser Forderung zu begegnen, entwickelt die Schweiz nun eine Gegentaktik und plant, ähnlich wie zuvor in Indien, massiv in den USA zu investieren: Versprechen über 100 Milliarden Franken für die nächsten 20 Jahre und die Schaffung einer Million Arbeitsplätze klingen beeindruckend, sind aber genau kalkuliert. Ob diese Strategie in den USA greifen wird? Vielleicht.

Im Unterschied zur dynamischen Wachstumsregion Indien ist die US-Wirtschaft allerdings bereits gesättigt und kapitalstark. Es ist fraglich, ob zusätzliche Investitionen von einigen Schweizer Unternehmen dort großen Eindruck machen. Die Schweiz gehört bereits zu den sechs größten Investoren in den USA – was kann sie also noch bieten? Vielleicht 500 Milliarden mehr? Ein neues Silicon Valley, „Made in Zug“?

Vielleicht setzt Bern darauf, dass Trump nur blufft und der Schweiz am Ende eine Sonderregelung eingeräumt wird. Doch so funktioniert Trumps Logik nicht. Wer nicht gibt, zahlt. Die Schweiz steht nun vor der Wahl: mitspielen oder bezahlen.

Trotzdem existieren Alternativen, beispielsweise könnten Agrarprodukt- oder Medizintechnik-Regulierungen gelockert werden. Diese sind jedoch keine großen Verhandlungsmasse, sondern lediglich kleine Zugeständnisse. Wenn es also bei den 31 Prozent Zollerhöhung bleibt, könnte der ausgeklügelte Schweizer Plan letztendlich als das gesehen werden, was Trump am meisten verachtet: ein Zeichen der Schwäche.

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