Stellenabbau bei Swiss Steel trifft europäische Standorte hart

Der Stahlkonzern Swiss Steel mit Sitz in Luzern sieht sich mit dem Zwang zu umfassenden Personalreduzierungen konfrontiert: Im Werk Emmenbrücke sollen von insgesamt 750 Stellen 130 abgebaut werden. Dieser Schritt ist Teil eines weitreichenden Restrukturierungsplans, der einen Verlust von insgesamt 800 Vollzeitstellen weltweit vorsieht.

Die Initiative ergibt sich aus einer anhaltenden Nachfrageschwäche im europäischen Industriesektor, vor allem im Bereich der Automobilherstellung. Zusätzlich belastet werden die Geschäfte von Swiss Steel durch hohe Energiepreise und rückläufige Auftragseingänge aus Deutschland. Die Situation trifft die traditionsreiche Schweizer Stahlindustrie besonders empfindlich, da sie stark von der Automobilbranche als Hauptkunde abhängt.

In Emmenbrücke sind 130 Arbeitsplätze betroffen, wobei 80 Stellen durch Entlassungen wegfallen sollen. Das Unternehmen versucht, die Folgen durch natürliche Fluktuation und einen bereits umgesetzten Sozialplan zu mildern. Betroffen sind sowohl Produktions- als auch Verwaltungspositionen. International plant Swiss Steel darüber hinaus die Streichung von 530 Stellen und eine Reduktion der Arbeitszeit bei weiteren 270 Mitarbeitern.

Der Stellenabbau erstreckt sich ebenfalls auf Standorte in Deutschland und Frankreich, mit besonders starken Einschnitten bei den Deutschen Edelstahlwerken, wo die Wochenarbeitszeit um circa 15 Prozent reduziert wird. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Belegschaftszahl bis Mitte 2025 unter 7.000 zu senken und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit und langfristige Sicherung der Produktionsorte zu unterstützen.

Gewerkschaften wie Unia und Syna verurteilen die Jobkürzungen vehement und plädieren dafür, Entlassungen aufzuschieben, bis politische Unterstützungsmaßnahmen für die Stahlbranche beschlossen sind. Sie empfehlen, stattdessen Kurzarbeit zu implementieren, um Fachwissen und Ressourcen im Unternehmen zu erhalten. Diese Forderung wird von der Wirtschaftskommission des Ständerates unterstützt, die derzeit Möglichkeiten zur Unterstützung der Schweizer Stahlindustrie prüft.

Swiss Steel-CEO Frank Koch verteidigt die Maßnahmen als essenziell zur Sicherung der Überlebensfähigkeit der europäischen Standorte. Er kritisiert zudem die mangelnde Planungssicherheit in Deutschland und hohe Energiekosten als Hauptproblemfelder. Ferner betont Koch die Bedeutung einer strukturierten Dekarbonisierung in der Industrie und erklärt, dass dies nicht überstürzt realisiert werden könne. Mit einer Umstellung auf die Produktion von “grünem Stahl”, der signifikant weniger CO₂ freisetzt, strebt Swiss Steel an, einen Beitrag zur Klimaneutralität zu leisten.

Diese Entscheidungen verdeutlichen den hohen Druck auf die Schweizer Stahlindustrie durch globale Marktbedingungen und die Herausforderungen der Energiewende. Die Hoffnung auf politische Unterstützung ist groß, doch ob sie rechtzeitig wirksam wird, ist ungewiss.

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