Von Hans-Ueli Läppli
An einem tristen Morgen in Zürich – es ist kalt und feucht, fühlt sich alles schwer an. Die Stadt scheint erschöpft und genauso sind die Neuigkeiten, die sie umgeben: Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) kündigt weitere Sparmaßnahmen an. Bis Ende 2026 sollen fast acht Millionen Franken eingespart werden; bereits zum Beginn des nächsten Jahres werden 50 Vollzeitstellen gestrichen.
Ein erster bedeutender Einschnitt betrifft das Programm ‘Glanz & Gloria’, das im Sommer eingestellt wird. Dieses Promi- und Gesellschaftsmagazin, das über Jahre hinweg fest zum SRF gehörte, wird der “strategischen Neuausrichtung” geopfert. Doch dabei belässt es das SRF nicht – Einsparungen sind auch in der Technik und weiteren Bereichen vorgesehen.
SRF-Direktorin Nathalie Wappler beruhigt und erklärt, dass das Budget ausgeglichen und die digitale Transformation vorangetrieben werden müsse. Die Kürzungen seien umfassend geplant und ursprünglich erst für 2026 vorgesehen gewesen, doch nun sei schnelles Handeln erforderlich.
Die Umgestaltung betrifft auch das Fernsehprogramm, besonders in der Primetime ab 19 Uhr. Zukünftig wird weniger auf schweizerische Eigenproduktionen und mehr auf erworbene Unterhaltungsformate gesetzt. Zwischen 18 und 19 Uhr werden das Kochformat ‘Mini Chuchi, dini Chuchi’ und ein ‘Newsflash’ ausgestrahlt, ergänzt durch Fremdproduktionen.
Dies deutet darauf hin, dass das SRF auf weniger eigene und überraschende Inhalte setzt und stattdessen Formate bevorzugt, die sich gut für das Streaming eignen.
Auch die Samstagabende sind von Kürzungen betroffen: Live-Ausgaben von ‘SRF bi de Lüt’ werden gestrichen, ebenso die ‘Swiss Comedy Awards’. Formate wie ‘Landfrauenküche’ und ‘Hüttengeschichten’ bleiben vorerst erhalten.
Des Weiteren werden auf der SRF-Webseite und in den Apps “wirkungsarme Inhalte”, also solche, die nicht genügend Klicks generieren, zurückgefahren.
Im Radioraum: Kürzere Beiträge, geringere Tiefe
Veränderungen setzen sich auch im Radiobereich fort: Längere Wortbeiträge werden gekürzt.
Auf Radio SRF 1 verschwindet das Hörspiel am Montagnachmittag komplett, das Wirtschaftsmagazin ‘Trend’ ebenso.
Radio SRF 2 Kultur verliert mehrere Formate, darunter das ‘Wissenschaftsmagazin’ und ‘Passage’.
Radio SRF 4 News bietet von 9:30 bis 12:00 Uhr keine Live-Moderationen mehr an.
Für Musikliebhaber bleibt zumindest die ‘Hitparade’ und ‘Sounds!’ auf Radio SRF 3 bestehen, muss jedoch mit weniger Budget auskommen. Der Podcast ‘Sounds! Zentrale’ wird eingestellt.
Radio SRF Virus soll eine engere Zusammenarbeit mit anderen Jugendangeboten anstreben.
Nathalie Wappler versichert, dass man Entlassungen wo möglich durch natürliche Fluktuation auffangen werde.
Die Einstellung von ‘Glanz & Gloria’ sorgt indessen für Unmut, da die Sendung gerade in Zeiten medialen Wandels eine wichtige Plattform für die Schweizer Kulturszene geboten hat.
Die Neuausrichtung des SRF ist Teil eines größeren Medientrends, bei dem klassische TV-Formate an Bedeutung verlieren und Streaming sowie digitale Angebote in den Vordergrund treten. Ob diese Strategie dem SRF letztlich nützt oder schadet, muss sich noch zeigen.
Eine Sache ist jedoch sicher: Die Zeiten, in denen das SRF für eine breite Vielfalt und journalistische Tiefe stand, scheinen vorbei zu sein.
Mehr zum Thema – Russen-Panik in den Schweizer Medien: Überall Spione aus Russland, doch Amerikaner sind nicht in Sicht