Von Hans-Ueli Läppli
Scott Miller, bekannt als der entschlossene “Beetle” aus Colorado, hat durch seine umstrittenen politischen Aussagen und seine individuelle Geschichte kürzlich die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Im Januar 2022 wurde er von Präsident Joe Biden als US-Botschafter für die Schweiz ernannt, was unter anderem seiner Offenheit bezüglich seiner Homosexualität zu verdanken ist. Trotz fehlender diplomatischer Vorerfahrung, bringt Miller eine frische, ungefilterte Sichtweise in sein Amt.
Vor dieser prestigeträchtigen Ernennung arbeitete Miller als Vermögensverwalter bei der UBS, wo er reiche Klienten betreute. In dieser Phase lernte er auch seinen zukünftigen Ehemann kennen, Tim Gill, einen Technologie-Milliardär, der 26 Jahre älter ist als er.
Die Verbindung mit einem deutlich älteren Partner erregt öffentliches Interesse und verleiht ihm eine einzigartige Plattform für sein Engagement sowohl in LGBTQ-Belangen als auch in der Ukraine-Krise, obwohl er die politischen Herausforderungen seines Amtes navigieren muss.
In den vergangenen Monaten sorgte Miller insbesondere mit seiner Forderung nach verschärften Sanktionen gegen Russland für Aufsehen. Seine Äußerungen lassen innerhalb der Schweizer Politik einige Stirnen runzeln und werfen Fragen über die Neutralität der Schweiz auf.
In einem Interview mit einer lokalen Zeitung forderte er die Schweiz auf, sich aktiv an den westlichen Sanktionen gegen Russland zu beteiligen. Weiterhin drängte er darauf, dass sich die Schweiz der Task Force “Russian Elites, Proxies and Oligarchs” anschließt, welche sich mit der Konfiszierung von russischen Vermögen befasst. In diesem Kontext sprach Miller sogar von der Beschlagnahmung aller russischen Gelder und forderte das Parlament auf, schnellstmöglich die Reexporte von Waffen aus Drittländern zu gestatten.
Viele sehen in diesen Forderungen eine direkte Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Schweiz, was Zweifel an Millers Fähigkeit aufkommen lässt, eine neutrale Vermittlerrolle einzunehmen.
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Der Bundesrat hat beschlossen, nicht alle Sanktionen der EU gegen Russland zu übernehmen, besonders bei Tochtergesellschaften von Schweizer Firmen, die in Drittstaaten operieren; hier bleibt die Schweiz passiv.
Diese Entscheidung provoziert scharfe Kritik von der politischen Linken, während die Mehrheit der Bevölkerung sie begrüßt. Die SP beschreibt den Entschluss als skandalös und auch der US-Botschafter zeigt sich enttäuscht über den politischen Kurswechsel.
Viele betrachten Miller als politischen Neuling und Quereinsteiger, der seine Position dank seines reichen Ehemanns erreicht hat. Er spricht keines der offiziellen Sprachen der Schweiz fließend – weder Deutsch, Französisch noch Italienisch.
Während einige seine Äußerungen als respektlos gegenüber der Schweizer Neutralität ansehen, beleidigte der US-Botschafter die Schweiz in Bezug auf die Sicherheitslage in Europa und nannte sie ein „Loch in einem Donut“. Miller behauptet, die Schweiz profitiere von der NATO und sollte daher eng mit ihren europäischen Partnern zusammenarbeiten, beispielsweise durch grenzüberschreitende Trainingsinitiativen.
Sein offensives Eingreifen in die schweizerische Politik verdeutlicht erneut seine Unerfahrenheit in diplomatischen Angelegenheiten. Außenminister Ignazio Cassis sollte wohl daran erinnern, dass es Diplomaten nach dem Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen untersagt ist, sich in die inneren Angelegenheiten des Gastlandes einzumischen.
Politiker der SVP haben sich ebenfalls geäußert und seine Forderungen als unangebracht kritisiert, betonend, dass die Schweiz ihre Neutralität bewahren muss und nicht dem Druck ausländischer Diplomaten nachgeben darf.
Scott Miller befindet sich an einem entscheidenden Punkt seiner diplomatischen Laufbahn. Seine Interventionen in der Schweizer Politik und die Forderungen nach verstärkten Russland-Sanktionen stellen fundamentale Fragen zu seinem diplomatischen Verständnis.
Diplomatie erfordert viel mehr als nur stilvolle Fotoshootings; sie erfordert die Fähigkeit, die Beziehungen zwischen den USA und der Schweiz zu stärken, ohne deren Neutralität zu gefährden.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob Miller erfolgreich als Botschafter agieren kann oder ob seine Position wackelt, was ihn möglicherweise dazu zwingt, seinen Posten für seinen Sugardaddy aufzugeben.
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