Im schweizerischen Kanton Schaffhausen hat sich eine 64-jährige Frau aus den USA mithilfe der kontrovers diskutierten Suizidkapsel “Sarco” das Leben genommen. Dies gab die Polizei am Dienstag bekannt, nachdem der Vorfall am Montag stattgefunden hatte:
“Die Staatsanwaltschaft des Kantons Schaffhausen hat Strafverfahren wegen Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord gemäß Art. 115 StGB eingeleitet und mehrere Personen festgenommen.”
Zu den Festgenommenen gehören angeblich Philip Nitschke, der Erfinder der Kapsel, sowie zwei Anwälte der Sterbehilfeorganisation “The Last Resort”.
Die Funktionsweise der Sarco-Kapsel gestaltet sich wie folgt:
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Konstruktion und Design: Die Kapsel ist eine hermetisch versiegelbare Kammer in Sarggröße, entworfen, um genügend Raum für eine Person zu bieten.
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Nutzung von Stickstoff: Die Kapsel füllt sich mit Stickstoffgas, einem farb- und geruchslosen Gas, das keinen Erstickungsreflex auslöst. Die Konzentration des Sauerstoffs in der Kapsel nimmt schnell ab.
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Durchführung des Prozesses: Die Person in der Kapsel startet den Prozess selber durch das Drücken eines Knopfes. Sobald der Stickstoff einströmt, verliert sie innerhalb von Sekunden das Bewusstsein und stirbt nach etwa fünf bis zehn Minuten durch Sauerstoffmangel ohne Schmerzen.
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Keine Medikamente oder ärztliche Überwachung nötig: Im Vergleich zu anderen Methoden der Sterbehilfe erfordert die Verwendung der Sarco-Kapsel weder Medikamente noch ärztliche Begleitung.
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Transportfähigkeit: Ein wesentliches Merkmal des Sarco ist seine Mobilität. Die Kapsel kann zu verschiedenen Orten transportiert und dort eingesetzt werden.
Philip Nitschke zeigte sich zufrieden mit dem erstmaligen Einsatz der Kapsel und betonte, dass der Sarco wie geplant fungiert habe, um einen freiwilligen, friedlichen und medikamentenfreien Tod zu ermöglichen. Die Kapsel repräsentiert ein neues Konzept für einen menschenwürdigen Suizid.
Entwickelt und gebaut wurde der Sarco in den Niederlanden. Sein Erfinder, der 77-jährige Australier Philip Nitschke, ist Arzt und Physiker, lebt seit zehn Jahren in den Niederlanden und hat zwölf Jahre an der Realisierung der Kapsel gearbeitet. Nitschke ist Gründer von Exit International, einer Organisation mit 30.000 Mitgliedern, die nach humanen Methoden für einen würdevollen, selbstbestimmten Tod strebt. Trotz rechtlicher Bedenken des Bundesrats hinsichtlich der Rechtskonformität der Sarco-Kapsel, wurde sie trotzdem eingesetzt.
“The Last Resort” bietet den Einsatz der Kapsel kostenfrei an, wobei nur für den Stickstofftank und die Bestattung Kosten anfallen. Es laufen Ermittlungen bezüglich eventueller Verstöße gegen das Schweizer Strafrecht.