Die Wiese unterhalb des Schützenhauses bietet ein Bild der Stille, als habe sich hier nicht das Unfassbare ereignet. Zerstreut im Gras liegen Kerzen, Stofftiere und von Hand geschriebene Briefe – stumme Zeichen der Trauer und des Abschieds. Sie markieren den Ort, an dem am Sonntag das Leben eines 15-jährigen Mädchens eine tragische Wendung nahm, mutmaßlich durch die Hand ihrer besten Freundin.
Die Behörden beschreiben den Fall als Tötungsdelikt. Die Verdächtige ist eine 14-jährige Schülerin aus demselben Bildungszentrum. Beide Mädchen besuchten die Kreisschule Mutschellen und galten einst als unzertrennlich, bis ein Streit zu ihrer Entzweiung führte. An Muttertag trafen sie sich, um zu reden, doch das Treffen eskalierte tragisch. Eine der beiden lag am Ende leblos im Gras, die andere, blutüberströmt und verstört, nur wenige Meter entfernt.
Ein Spaziergänger entdeckte die Mädchen am Nachmittag. Eine Zeugin erzählte dem Magazin 20 Minuten, sie sei während eines Spaziergangs auf das verletzte Mädchen gestoßen: “Ihr waren die Hände blutüberströmt, sie zitterte.” Sie berichtete von einem Streit. Passanten leisteten erste Hilfe und alarmierten die Notdienste. Für das Opfer kam jede Hilfe zu spät. Die Polizei nahm die junge Verdächtige am Tatort fest.
Die Aargauer Oberstaatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet. Die Rechtsmedizin in Aarau untersucht die Todesursache, bisher wird von Stichverletzungen ausgegangen. Es gibt keine Hinweise auf weitere Beteiligte.
Die Gemeinden Berikon, Rudolfstetten und Widen stehen unter Schock. Es ist schwer vorstellbar, dass ausgerechnet das beschuldigte Mädchen zu einer solchen Tat fähig war. Freunde der Familie des Opfers beschrieben die 15-Jährige als ruhig und zurückhaltend. Ein Bekannter äußerte gegenüber Blick: “Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich gestritten hat.”
Die Mutter der Verdächtigen erschien ebenfalls am Tatort, sehnte sich nach Kontakt zu ihrer Tochter, den sie stundenlang nicht erreichen konnte. Schließlich wurde sie mit der bitteren Realität konfrontiert.
In der Kreisschule Mutschellen herrscht Notbetrieb. Der Gemeinderat, auch Teil der Schulleitung, spricht von einer tiefen Erschütterung. Die Schule wurde bei der Krisenkommunikation durch die Kantonspolizei unterstützt, der schulpsychologische Dienst und das Care Team Aargau waren im Einsatz. “Nach einem solchen Ereignis können wir nicht zur Tagesordnung übergehen”, erklärte Gemeinderat Patrick Stangl.
Zudem verstärkte die Polizei ihre Präsenz im Schulbereich, nicht aus Furcht vor weiteren Delikten, sondern als präventive Maßnahme. Die Sensibilität in der Schule und Gemeinschaft ist groß, stellte Stangl klar.
Die Tat, entstanden aus einer engen Beziehung, hinterlässt Ratlosigkeit. Es gibt keine Anzeichen für organisierte Gewalt oder Hinweise auf Waffenkäufe im Internet. Ein Streit, ein Messer, und die Tragödie nahm ihren Lauf.
Die genauen Umstände der Tat sind noch unklar, da Details zum Schutz der Minderjährigen nicht öffentlich gemacht werden. Das Jugendstrafrecht zielt auf Resozialisierung ab, nicht auf Vergeltung, wodurch eine Kluft zwischen Informationsbedürfnis und Schweigepflicht entsteht.
Die Bewohner von Berikon ringen weiterhin um Worte, aber finden keine.
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