Die UBS steht durch die Übernahme der Credit Suisse vor einer weiteren Herausforderung: die Schadenersatzklage des georgischen Milliardärs und Politikers Bidzina Iwanischwili. Im Mittelpunkt dieser Auseinandersetzung stehen Vermögenswerte, die von dem verstorbenen Starbanker Patrice Lescaudron veruntreut wurden. Zwischen 2006 und 2015 soll Lescaudron etwa 800 Millionen Franken durch Unterschlagungen und riskante Geschäfte verloren haben oder für sich beansprucht haben.
Kürzlich trat ein neues Element in den Fall ein: Kurz vor dem Weihnachtsfest verhängte die US-Regierung Sanktionen gegen Iwanischwili. Das US-Außenministerium beschuldigt den Gründer und Ehrenvorsitzenden der Regierungspartei „Georgischer Traum“, mit seiner pro-russischen Haltung die westlichen Integrationsbestrebungen Georgiens zu torpedieren. Diese Maßnahme könnte wichtige Auswirkungen auf die Rechtsverfahren gegen die UBS haben.
Die Sanktionen gegen Iwanischwili, die bisher wenig Aufmerksamkeit erregten, könnten die Durchführung gerichtlicher Auszahlungen erschweren. Dennoch konnte Iwanischwili kurz vor deren Wirksamwerden eine bedeutende Auszahlung erlangen. Wie Tippinpoint berichtet, überwies die UBS nach einem rechtskräftigen Gerichtsurteil in Singapur im Oktober 2024 insgesamt 461 Millionen US-Dollar an Iwanischwili, einschließlich Zinsen und Kosten. Mit den Sanktionen konnte diese Überweisung nicht mehr unterbunden werden.
Im Gegensatz dazu bleibt der Rechtsstreit auf den Bermudas ungelöst. Dort wurde die Credit Suisse bereits im Frühjahr 2022 von einem Gericht zur Zahlung von über 600 Millionen US-Dollar verurteilt wegen unzureichender Maßnahmen gegen die Betrügereien Lescaudrons. Sollte das Gericht ähnlich entscheiden wie in Singapur, könnte die zur Zahlung fällige Summe noch reduziert werden.
Doch selbst bei einer Verurteilung bleibt ungewiss, ob und wann Iwanischwili das Geld erhalten wird. Aufgrund der US-Sanktionen könnten Zahlungen an den Milliardär blockiert werden, wodurch die Situation rechtlich noch verwickelter wird.
Die Sanktionen gegen Iwanischwili wurden noch während der Amtszeit Joe Bidens von US-Außenminister Antony Blinken eingeführt. Mit dem Antritt von Donald Trump an diesem Montag in seine zweite Amtsperiode könnten sich die Verhältnisse ändern. Trump könnte, in Zusammenarbeit mit dem neuen US-Außenminister Marco Rubio, ein enger Vertrauter, diese und andere Maßnahmen der Biden-Administration überdenken. Die Politikagenda von Rubio ist derzeit noch offen.
In der Mitte des Skandals steht weiterhin Patrice Lescaudron. Der Ex-Berater der Credit Suisse, entlassen im Jahr 2015, wurde 2018 in Genf zu fünf Jahren Haft verurteilt und musste 130 Millionen US-Dollar zahlen. Lescaudrons Selbstmord im Sommer 2020 hinterließ viele unbeantwortete Fragen und ein Erbe, das UBS und andere Betroffene weiterhin beschäftigt.
Die Verschachtelung von US-Sanktionen, den laufenden Gerichtsverfahren und politischen Verschiebungen macht den Fall Iwanischwili äußerst komplex. Ob und wie sich die Sanktionen auf zukünftige Zahlungen auswirken werden, bleibt dabei ungewiss.
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